Republikaner-Kandidatin wider Willen:"Wenn ich gewählt werde, gehe ich zum Anwalt"

Eleonore Stimpfig, 73, steht auf der Stadtratskandidaten-Liste der Fürther Republikaner. Das Problem: Die Rentnerin wollte nie Stadträtin werden. Sie fühlt sie sich von der Rechtspartei böse hinters Licht geführt.

Interview: Olaf Przybilla

SZ: Sprechen wir mit Frau Stimpfig, der Stadtratskandidatin?

Republikaner-Kandidatin wider Willen: Eleonore Stimpfig, 73, steht gegen ihren Willen auf der Liste der rechtslastigen Republikaner, die in den Fürther Stadtrat einziehen wollen.

Eleonore Stimpfig, 73, steht gegen ihren Willen auf der Liste der rechtslastigen Republikaner, die in den Fürther Stadtrat einziehen wollen.

(Foto: Foto: Peter Roggenthin)

Eleonore Stimpfig: Hören Sie bloß auf, niemals werde ich Stadträtin, niemals. Ich bin 73 Jahre alt, ich will nur meine Ruhe.

SZ: Aber Sie stehen doch auf der Liste.

Stimpfig: Das erzählen mir jetzt dauernd irgendwelche Leute am Telefon. Ich kenne keine Liste, ich weiß von nichts, ich würde mich niemals bewerben.

SZ: Die Republikaner sagen, Sie hätten ganz regulär unterschrieben.

Stimpfig: Hören Sie, da war mal irgendwer von den Republikanern bei mir zu Hause, im letzten Jahr. Irgendwas habe ich da unterschrieben, was weiß ich. Aber vom Stadtrat war überhaupt keine Rede. Ich glaub, ich spinne - mit 73 in den Stadtrat. Ich bin völlig außer mir.

SZ: Das Schicksal teilen Sie offenbar mit einigen anderen Kandidaten der Republikaner in Fürth. Die meisten der Betroffenen sind über 70 Jahre alt.

Stimpfig: Habe ich auch gehört. Aber wissen Sie: Ich kenne diese Leute ja gar nicht, ich will von denen auch nichts wissen.

SZ: Einer der Kandidaten sagt, er habe gedacht, er unterschreibe eine Petition für den Umweltschutz. Sie auch?

Stimpfig: Ich weiß wirklich nicht mehr genau, mit was die mich beschwatzt haben. Ich weiß nur, dass ich niemals in den Stadtrat wollte.

Lesen Sie auf Seite 2, welche Erklärung Eleonore Stimpfig dafür hat, dass Sie auf der Republikaner-Liste steht.

"Wenn ich gewählt werde, gehe ich zum Anwalt"

SZ: Warum lassen Sie so jemanden überhaupt in Ihre Wohnung?

Stimpfig: Ich gebe zu, ich bin pro forma Mitglied bei den Republikanern, seit fünf Jahren. Überzeugt bin ich nicht von denen, war ich nie. In der Fußgängerzone haben die mich angequatscht. Weil es mir zu mühsam war, habe ich die Sache auf sich beruhen lassen, der Beitrag ist ja minimal. Aber jetzt trete ich aus. Das ist eine solche Unverschämtheit.

SZ: Als Stadträtin wären Sie dann sozusagen parteilos.

Stimpfig: Hören Sie auf! Die Reps, die schaffen es doch eh nicht. Fürth ist eine rote Stadt, eine Arbeiterstadt. Die scheitern genau wie die NPD, die hier nicht mal genug Unterschriften bekommen hat. Kennen Sie die NPD? Das sind ganz Schlimme, das sind Neonazis. Ich bin 1935 geboren, aber bei den Nazis war ich nie, nicht mal beim Bund Deutscher Mädel. Ich bin für unseren Oberbürgermeister, den Thomas Jung von der SPD.

SZ: Der Fürther Rep-Stadtrat Claus-Uwe Richter behauptet, Sie hätten ganz bewusst unterschrieben.

Stimpfig: Das ist lächerlich.

SZ: Ihre Listenkollegin Maria Kauntz, eine ehemalige Metzgereiverkäuferin, erzählt, sie habe völlig ahnungslos unterschrieben. Die Mutter des Rep-Stadtrats Richter soll ihr im Metzgerladen suggeriert haben, es bedürfte noch irgendwelcher Unterschriften für ihren Sohn. Frau Kauntz versichert sogar, sie würde niemals im Leben Rechtsradikale wählen.

Stimpfig: Sehen Sie, so machen die das! Oh Gott, wie komme ich bloß von der Liste wieder runter?

SZ: Der Wahlleiter sagt, Ihre Unterschrift ist gültig. Sie sind Kandidatin. Die Fürther werden Sie wählen dürfen.

Stimpfig: Wenn ich gewählt werde, nehme ich mir einen Rechtsanwalt. Dann werden wir doch mal sehen, ob ich für die in den Stadtrat muss.

SZ: Haben Sie eigentlich keine Post bekommen von den Republikanern?

Stimpfig: Was weiß denn ich? Ich zerreiße das Zeug von denen immer gleich und schmeiße es in den Papierkorb.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: