Reise:Brezen für Japan

Reise: Hier bitte, Leckereien aus Bayern: Landwirtschaftsminister Brunner präsentiert in Fukuoka Spezialitäten aus dem Freistaat.

Hier bitte, Leckereien aus Bayern: Landwirtschaftsminister Brunner präsentiert in Fukuoka Spezialitäten aus dem Freistaat.

(Foto: Wörner/Landwirtschaftsministerium/oh)

Landwirtschaftsminister Brunner will in Fernost Märkte für bayerische Bauern erschließen. Der Freistaat braucht den Export

Von Lisa Schnell

Die vier Königinnen hatte Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) bei seiner Reise nach Japan für die Sympathiewerbung dabei. Schon in Bayern begleiten Wein- und Bierköniginnen begeisterte Blicke, wenn sie mit Krönchen auf dem Kopf und Weintrauben im Haar ihren Auftritt haben. Wie müssen da erst die Japaner gestaunt haben? Dass Hopfen, Bier, Wein und Milch so schöne Gesichter haben können, löste in Japan Applaus aus, sagt Brunner. Höflich und freundlich, wie Japaner eben so seien, reagierten sie auf die vier Hoheiten, aber auch mit der "nachvollziehbaren emotionalen Begeisterung".

Höchst erfreulich seien auch die politischen Gespräche mit dem japanischen Landwirtschaftsminister Ken Saito gelaufen, sagt Brunner. Er besuchte ihn mit einer großen Wirtschaftsdelegation, um in Japan für bayerische Produkte zu werben. Denn Japan und Bayern können voneinander profitieren. Der Freistaat auf der einen Seite weiß nicht, wohin mit all seinen Lebensmitteln. Da könnte der Bayer jeden Tag kiloweise Obazdn essen, trotzdem blieben noch Unmengen übrig. In Bayern wird dreimal so viel Käse produziert wie die Bevölkerung essen kann und doppelt so viel Rindfleisch.

Auch Milch gibt es im Überfluss.

Bayern braucht also den Export. Japan aber muss importieren. Nur knapp 40 Prozent der in Japan konsumierten Lebensmittel stammen aus dem eigenen Land. Auf dem stehen zu zwei Dritteln Berge und Wälder, für die Landwirtschaft ist da nicht viel Platz. Und die Käufer sind viele und willig. Insgesamt 128 Millionen Menschen leben in Japan, im Durchschnitt geben sie ein Viertel ihres Einkommens für Lebensmittel aus - in Deutschland sind es gerade einmal elf Prozent. "Japan ist ein ausgesprochen interessanter Absatzmarkt für Bayern ", sagt Brunner.

Knapp eine Woche war er in Japan. Mit dabei Brauer, Wein-, Kartoffel- und Milchbauern. Auch Vertreter vom Biogasverband, denn gerade Japan habe nach Fukushima "einen Grund, darüber nachzudenken, wie die künftige Energiepolitik zu gestalten ist", sagt Brunner. Er besuchte eine Farm für Wagyu-Rinder, die zwar nicht massiert werden wie die berühmten Kobe-Rinder, aber trotzdem als besonders wertvoll gelten. Auch auf ein japanisches Oktoberfest begab sich Brunner, im Trachtenanzug versteht sich. Insgesamt 50 Bierfeste gibt es in Japan. Wie in München streifen sich die Japaner ihre Lederhosen- und Dirndlverkleidung über und wippen zum Takt einer japanischen Blaskapelle mit bayerischem Gesang japanischer Prägung. "Man hat's schon verstanden. Wahrscheinlich die Bayern besser als die Japaner", sagt Brunner. Die sonst so höflichen und zurückhaltenden Japaner hätten im Bierzelt "durchaus ähnliche Gemütsregungen gezeigt" wie auf dem Münchner Oktoberfest. Brunner beobachtete eine große Liebe der Japaner zum Bier. Schon jetzt wird in Japan mit bayerischem Hopfen gebraut. Hopfen ist der Exportschlager Bayerns nach Japan. Er macht vor Milch, Käse und Zucker den Großteil der 60 Millionen Euro aus, die Japaner 2015 für bayerische Lebensmittel ausgaben. Brunner aber sieht da noch Potenzial und hat eine vielversprechende Zusage von seinem japanischen Kollegen bekommen. So sollen in Zukunft die Importbestimmungen für Hopfen gelockert werden. Besonders interessiert zeigten sich die Japaner außerdem an Wein, Käse und Süßigkeiten wie Pralinen und Schokolade. Einige bayerische Wirtschaftsvertreter konnten Brunner zufolge schon kleinere Verträge abschließen.

Zum Schluss präsentierte Brunner auf einem Bayernmarkt in einem Spezialitätensupermarkt noch bayerische Erzeugnisse, die Japaner bis jetzt noch nirgends kaufen können. Etwa das kunstvoll geschwungene Gebäck, in Bayern als Breze bekannt. Auch Bratwürste konnten auf weiß-blauen Decken bewundert werden. Der japanische Landwirtschaftsminister Saito wird Wurst und Breze bald auch in ihrer heimischen Umgebung genießen können. Einen Gegenbesuch haben die Minister schon vereinbart.

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