Regierung soll handeln:Bayerns Ärzte plädieren für Fixerstuben

Von Dietrich Mittler

Bayerns Ärzten ist wohl bewusst, dass das Thema heikel ist, doch ihr Beschluss fiel einstimmig: Auf dem 78. Bayerischen Ärztetag in München forderten die Delegierten am Wochenende die Staatsregierung auf, "bayernweit Drogenkonsumräume zuzulassen und den notwendigen Personalaufwand staatlicherseits zu fördern". Heidemarie Lux, die Suchtbeauftragte der Bayerischen Landesärztekammer, hatte diesen Antrag gestellt. "Da geht es um Suchtkranke, und die müssen anständig versorgt werden", kommentierte Lux am Montag ihren Vorstoß. "Bis April 2019 gab es in Bayern wohl bereits 30 Prozent mehr drogenbedingte Todesfälle als im Vorjahreszeitraum", sagte sie.

Im Jahr 2017 wies die Statistik landesweit 308 Drogentote auf, 2018 ging die Zahl laut Gesundheitsministerium auf 243 Todesopfer zurück. Um nun wieder steil nach oben zu gehen, wie Lux befürchtet. In Drogenkonsumräumen aber stünde der Drogenkonsum "unter der Überwachung durch geschultes Personal", das bei lebensgefährlichen Situationen eingreifen könne. "Jeder einzelne Todesfall verpflichtet uns, Menschen noch besser vor den Gefahren von Drogen zu schützen und sie vor den oftmals tödlichen Folgen ihres Drogenkonsums zu retten", heißt es im Antrag von Lux, dem alle Delegierten folgten. Die Kranken bräuchten Hilfe und keine Stigmatisierung. Hauptursache der fatalen Zwischenfälle seien nach wie vor Vergiftungen durch Opioide wie beispielsweise Heroin.

Klar ist, dass Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) auch nach diesem Votum des Ärztetags keinen Millimeter vom bisherigen Kurs abweichen wird. Sie hat stets klargestellt, die großen Kommunen in Bayern verfügten längst "über Netze niedrigschwelliger Hilfen für Suchtkranke". Drogenkonsumräume indes erleichterten den Drogengebrauch. Und sie schafften "gewissermaßen eine staatlich tolerierte Drogenszene". Das aber stehe "im Widerspruch zur strafrechtlichen Verfolgung von Besitz und Erwerb von illegalen Drogen", sagte Huml.

Die Meinung der Ministerin deckt sich mit der offiziellen Parteilinie, doch es gibt auch CSU-Politiker, die das anders sehen. So etwa Josef Mederer, der Präsident des oberbayerischen Bezirkstags, der am Montag auf Nachfrage betonte: "Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass Drogenkonsumräume insbesondere in den Großstädten wie München oder Nürnberg neben vielen anderen Maßnahmen ein Weg wären, der hohen Zahl der Drogentoten in Bayern entgegenzuwirken." In dieser Meinung sehe er sich nun auch durch den Ärztetag voll bestätigt.

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