Regensburger Domspatzen:Missbrauchsfälle bei Domspatzen: Regensburger Bischof entschuldigt sich

In einem Hirtenwort schreibt Rudolf Voderholzer, dass ihn die Übergriffe mit Scham erfüllten.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat sich vier Tage nach der Präsentation des Abschlussberichts zu den Übergriffen bei den Domspatzen "in Demut" entschuldigt. "All das macht mich zutiefst zerknirscht und erfüllt mich mit Scham", schreibt Voderholzer in einem Hirtenwort. Er bitte "anstelle der Täter, von denen die meisten verstorben sind, um Vergebung und bitte, dass diese Entschuldigung von den Betroffenen angenommen werde." Wer die Schilderungen der Opfer lese, könne nur "Entsetzen und Betroffenheit" spüren, schreibt Voderholzer. Die Taten wiegen umso schwerer, als "diese Kinder in gutem Glauben Priestern und kirchlichen Angestellten anvertraut wurden".

Sein Hirtenwort wurde am Wochenende in den Kirchengemeinden des Bistums verlesen. 547 Regensburger Domspatzen wurden seit 1945 Opfer von Übergriffen, 67 Domspatzen sexuell missbraucht, das geht aus dem Abschlussbericht des Regensburger Rechtsanwalts Ulrich Weber hervor. Betroffen sind Schulen, Internate und die Musikerziehung des Chores. Unter den Tätern seien Internatsdirektoren, ein Vorschuldirektor, Präfekten und viele Angestellte, heißt es. Schwerpunktmäßig hätten sich die Taten in den Sechziger- und Siebzigerjahren ereignet. Allerdings sei bis 1992 durchgängig von körperlicher Gewalt berichtet worden. Alle Übergriffe seien zu ihrer Zeit "mit wenigen Ausnahmen verboten und strafbar" gewesen. Voderholzer dankte Weber für die Aufklärungsarbeit, "so schwer die Erkenntnisse für uns auch erst einmal zu verdauen sind".

Den wichtigsten Beitrag hätten die Betroffenen geleistet. Bei Gesprächen mit Opfern sei ihm deutlich geworden, dass ein gemeinsames Vorgehen mit den Betroffenen ebenso wichtig sei wie ein unabhängiger Blick auf Strukturen und Zusammenhänge. Der Anwalt hatte auch Voderholzers Vorgänger Kardinal Gerhard Ludwig Müller kritisiert, der eine "klare Verantwortung" dafür trage, dass 2010 nach Bekanntwerden erster Misshandlungs- und Missbrauchsfälle die Aufarbeitung nur schleppend voranging. Nachdem sich unter Voderholzer zunächst "wenig änderte", sei es erst 2014 zu einem Paradigmenwechsel im Umgang mit dem Domspatzen-Skandal gekommen. Voderholzer forderte im Hirtenwort erneut auf, dass sich alle melden, die in kirchlichen Einrichtungen Opfer von Misshandlungen oder sexueller Gewalt geworden seien.

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