Regensburg:Zirkus-Krieg: Sechs Verletzte bei Schießerei

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Schießerei unter Zirkusleuten: In Regensburg ist ein Streit zwischen zwei Clans eskaliert, weil eine Familie Plakate der anderen Familie überklebt haben soll. Sechs Menschen wurden verletzt.

Tobias Brunner

Der Streit soll sich an überklebten Werbeplakaten und einem falschen Anruf entzündet haben, am Ende aber fielen Schüsse: Bei einem heftigen Streit zweier Zirkusfamilien in Regensburg wurden am Montagabend sechs Menschen verletzt. Einem 48-Jährigen wurde das linke Bein durchschossen, fünf weitere Mitglieder der Zirkusfamilien erlitten Schlag- oder Stichverletzungen.

Zirkusdirektor Helmut Brumbach (Zweiter von rechts) und seine Frau zeigen am Dienstag ihre Verletzungen, die im Streit mit einer anderen Zirkusfamilie entstanden sein sollen. (Foto: dpa)

Auslöser der Auseinandersetzung könnte Konkurrenzdruck gewesen sein: Mitglieder der einen Zirkusfamilie überklebten vermutlich Plakate des anderen Zirkus. Hinzu kommen Verwirrungen um einen möglichen falschen Anruf. Das vermutet zumindest die Stadt Regensburg. Denn das Liegenschaftsamt genehmigte dem Zirkus Renz, ein Gelände im Südosten der Stadt zu bewohnen. Dort hält sich der Zirkus seit Montag auf.

Allerdings war auch der Zirkus Brumbach bis Montag noch davon ausgegangen, die Fläche reserviert zu haben. Denn man hatte mit dem Landwirt telefoniert, der die Fläche sonst nutzt. Als der Zirkus Renz nun den Platz bezogen hatte und gleich zu Plakatieren anfing, fühlten sich Mitglieder des Zirkus Brumbach provoziert, weshalb sie offenbar Plakate der Konkurrenz überklebten.

Am Montagabend machten sich Mitglieder des Zirkus Renz auf, um die Sache mit dem Zirkus Brumbach in dessen Winterquartier im Regensburger Osten zu klären. Erfolglos: Gegen 20 Uhr alarmierten mehrere Anwohner die Polizei, weil sie Schüsse gehört hatten. Nach ersten Erkenntnissen waren an dem Streit zwischen zehn und 15 Zirkusleute beider Familien beteiligt.

Fünf Personen zwischen 17 und 55 Jahren wurden durch Schläge und Stiche verletzt. Die unverletzten Beteiligten flüchteten und wurden per Fahndung gesucht. Die Beamten beschlagnahmten drei Schusswaffen, mehrere Messer, Hiebwaffen und Schlagringe. Alle Schusswaffen stammten nach Polizeiangaben vom Zirkus Brumbach.

Möglicherweise eskalierte der Vorfall wegen dieser Vorgeschichte: Sie beginnt im Herbst 2010, als der Zirkus Brumbach ein Winterquartier in Regensburg sucht. Die Zirkusfamilie entdeckt den Alten Schlachthof für sich, bringt Tiere und Geräte dort unter - ohne Genehmigung der Stadt Regensburg, der das Gelände gehört. Das Liegenschaftsamt fordert die Familie auf, weiterzuziehen. Der Zirkus weigert sich. Im November räumt die Polizei das einsturzgefährdete Gebäude.

Seitdem campiert der Zirkus in Irlmauth am Stadtrand. Die Familie plagen Geldsorgen. Immer wieder trifft man sie mit ihren Tieren in der Regensburger Altstadt, wo sie um Spenden bitten. Strom und Wasser zahlt die Stadt. Jede Vorstellung, jeder Besucher hilft, die eigene Existenz zu sichern. Vor diesem Hintergrund bedeutet ein Konkurrent in der Stadt mehr als den bloßen Wettbewerb um die beste Vorstellung. Davon aber sei der Zirkus Brumbach ohnehin noch weit entfernt, sagt ein Polizeisprecher: Nur mit "viel Phantasie" könne im Winterquartier bald eine Aufführung stattfinden.

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