Süddeutsche Zeitung

Regensburg:Urteil im Fall Maria Baumer

Verlobter erhält wegen Mordes lebenslange Freiheitsstrafe

Von Johann Osel, Regensburg

Ein Satz des Staatsanwalts brachte es auf den Punkt: "Wenn man das alles verfilmen wollte, würde man wohl sagen, das war etwas too much, was passiert ist." Etwas zu viel also an spektakulären Wendungen über fast ein Jahrzehnt, an zuweilen schier unglaublichen Details, die in diesem Jahr am Landgericht Regensburg erörtert wurden - im Fall Maria Baumer. Christian F. wurde im Oktober wegen Mordes an seiner Verlobten zu lebenslanger Freiheitsstrafe verurteilt, bei Feststellung der besonderen Schwere der Schuld. Viele Indizien hätten am Ende ein Gesamtbild ergeben, das keine Zweifel lasse, hieß es.

Einer der wohl aufsehenerregendsten Kriminalfälle der jüngeren Zeit ging damit zu Ende - nach aufwendiger Beweisaufnahme und mit starkem Interesse der Öffentlichkeit, an einigen Verhandlungstagen kreisten Schlangen für rare Besucherplätze um das Gerichtsgebäude. Vor allem aber mit enormer zeitlichen Dimension: Das Urteil fiel mehr als acht Jahre nach Maria Baumers Verschwinden um Pfingsten 2012. Ihre Leiche wurde ein Jahr später gefunden. Die Vorsitzende der Katholischen Landjugend in Bayern wurde 26 Jahre alt.

F. hat ihr laut Rekonstruktion des Gerichts arglistig in einem Getränk tödliche Dosen Beruhigungs- und Schmerzmittel wie Lorazepam verabreicht, die Leiche im Wald vergraben und ihr Verschwinden als angebliche Auszeit inszeniert. Hauptmotiv: Er liebte eine andere und wollte diesen Zwiespalt kurz vor der Hochzeit grausam auflösen. Wichtigste Indizien: der Spaten, der im Wald gefunden wurde, sowie verdächtige Suchen bei Google ("der perfekte Mord", "Lorazepam letale Dosis"). Das Vergraben hatte F. schließlich zugegeben, sie sei aber versehentlich an Arzneien verstorben. Brisant waren in dem Fall die üppige Vertuschungsaktion oder die Lügengebilde und Psychospiele, die F. mit seinem Umfeld trieb (auch mit jener Frau, die als Motiv gilt); oder eine Missbrauchsgeschichte von Teenagerbuben, die quasi als Nebenfall den Prozess begleitete. Die Verteidigung legte Revision ein.

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Quelle:
SZ vom 31.12.2020
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