Regensburg:Mit Plastiklöffeln gegen den Trend

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An der Uni Regensburg gibt es Bio-Essen, vegetarische Küche - und neuerdings Plastikbesteck. Die Ursache liegt in der Schamlosigkeit der Studierenden.

Glosse von Andreas Glas

Neben der Gemüsepfanne "Valencia", Bio-Paprikareis und Ravioli mit Hanf hatte die Regensburger Uni-Mensa in dieser Woche auch Fleischpflanzerl auf dem Speiseplan. Halb Rind, halb Schwein, aber das nur als Randinformation für die zuletzt so besorgten Schweinefleischtraditionalisten. Denn in Regensburg geht es gerade gar nicht um Schweinefleisch, sondern um Werkzeug, das man braucht, um Fleischpflanzerl zu portionieren und Hanf-Raviolo oder Bio-Reis unfallfrei in den Mund zu balancieren. Es geht um Messer, Gabel und Löffel, Sammelbegriff: Besteck.

Während sich die Schweinefleischtraditionalisten vor Schnitzelverboten fürchten, sind die Bestecktraditionalisten selig, seit das EU-Parlament ein Verbot für Messer, Gabel und Löffel aus Plastik beschlossen hat. Das Verbot gilt erst im Jahr 2021, doch viele Eisdielen und Imbissbuden haben bereits umgestellt auf mehr oder weniger umweltfreundliche Alternativen: Holzlöffel, Bioplastik-Gabeln oder Maisstärke-Messer. Was das mit der Uni Regensburg zu tun hat? Nun ja. Dort bewegt sich die Mensa ziemlich gegen den Trend - und setzt neuerdings, kein Witz: auf Plastikbesteck.

Was ist da los? Dieser Frage ist die Mittelbayerische Zeitung (MZ) nachgegangen. Ergebnis: Dass Mensa und Uni-Cafeterias immer weniger Edelstahl- und immer mehr Plastikbesteck auslegen, hat nichts mit dem Einfluss der Plastikgabel-Lobby zu tun - sondern mit der Schamlosigkeit der Studierenden, die angeblich pausenlos Esswerkzeug mitgehen lassen. Eine Cafeteria-Mitarbeiterin schätzt den Verlust in der MZ "auf 50 Bestecke pro Cafeteria". Pro Tag! Das wären bei sechs Cafeterias mehr als 7000 Bestecke jährlich. Und Mensa und Semesterferien sind da gar nicht einberechnet. Das Plastikbesteck soll nun ans Klimagewissen der Studierenden appellieren - und sie dazu bewegen, geklautes Besteck zurückzubringen. Erst dann werde man wieder ohne Plastik auskommen, droht der Leiter der Hochschulgastronomie an der Uni Regensburg. Er sagt: "Die Studierenden haben es selbst in der Hand."

Und die Zeit drängt. Nächste Woche steht Krustenbraten auf dem Speiseplan. Dünnes Plastik, dicke Kruste. Ob das gut geht? Sind echt harte Zeiten für Schweinefleischtraditionalisten.

© SZ vom 09.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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