Regensburg:Museum der Bayerischen Geschichte öffnet erstmals seine Pforten

Regensburg: Einen High-Tech-Film über die bayerische Geschichte haben Richard Loibl (Chef des Hauses der Bayerischen Geschichte, rechts), und BR-Moderator Christoph Süß konzipiert.

Einen High-Tech-Film über die bayerische Geschichte haben Richard Loibl (Chef des Hauses der Bayerischen Geschichte, rechts), und BR-Moderator Christoph Süß konzipiert.

(Foto: Museum der Bayerischen Geschichte)
  • Wegen eines Brandes verzögert sich die Eröffnung des Museums der Bayerischen Geschichte in Regensburg, die ursprünglich für dieses Jahr geplant war.
  • Am kommenden Wochenende wird das Gebäude zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Von Hans Kratzer, Regensburg

Endlich nimmt das Museum der Bayerischen Geschichte finale Konturen an, unübersehbar reiht sich dieser dunkelgraue Riegel nun in die Silhouette der Regensburger Altstadt ein. Trotzdem verströmt das Gebäude nach wie vor die Aura einer Großbaustelle. Kreischende Sägen, klirrende Gerüstteile, auf dem Boden aufschlagende Bretter, das war bis vor wenigen Tagen die gewohnte Kakofonie dieses bayerischen Leuchtturm-Projekts, wie es von den Vertretern der Staatsregierung bei jeder Gelegenheit gerühmt und von der Opposition kritisiert wird. Und über allem wabern die Gerüche handwerklichen Schaffens, eine Mischung aus Beton, Baustellenstaub und Klebern aller Art.

In einem guten Jahr, im Mai 2019, soll dieses riesige Museum, das den alten Donaumarkt bedeckt, eröffnet werden. 2500 Quadratmeter Fläche werden dort für die Dauerausstellung zur Geschichte Bayerns von 1800 bis in die Gegenwart zur Verfügung stehen, weitere 1000 Quadratmeter für Sonderausstellungen, dazu wird es eine Bavariathek mit Medienräumen, einer Bibliothek und einem Bildarchiv geben. Diese Erweiterung des Museums in den virtuellen Raum hinein soll künftig neue Maßstäbe in der Museumspädagogik setzen. Auf die Besucher warten überdies ein Schauraum und ein Wirtshaus, auch an sonstigen Überraschungen wird kein Mangel herrschen.

Die Gesamtkosten sollten ursprünglich 67 Millionen Euro betragen, aber nach einem verheerenden Brand auf der Baustelle und einem erforderlichen Rückbau belaufen sie sich nach derzeitigem Stand auf 88,3 Millionen Euro. Eigentlich wäre der Start des Museums schon 2018 geplant gewesen, aber alle Pläne wurden durch das Feuer über den Haufen geworfen. Dabei sei man beim Baufortschritt quasi auf Weltrekordkurs gewesen, wie Richard Loibl betont, der als Leiter des Hauses der Bayerischen Geschichte für die Gesamtkonzeption des Museums verantwortlich ist.

Nun aber ist Land in Sicht. Am kommenden Wochenende wird das Gebäude des Museums der Bayerischen Geschichte zum ersten Mal für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, der Baustellenmodus wird bis dahin zurückgefahren, die Gerüste, Container und Bauzäune werden an den zugänglichen Flächen weitgehend entfernt sein. Dadurch ist gut zu erahnen, wie sich der Bau in die vom Mittelalter gezeichnete Umgebung einfügt, das Spektrum der Reaktionen ist breit gestreut.

Das weitflächige Foyer, das künftig für Passanten frei zugänglich sein wird, ermöglicht zum einen den bequemen Durchgang von der Donaupromenade zur Altstadt. "Wir wünschen uns, dass viele diese Abkürzung erkennen und Station machen", hofft Loibl. Zum anderen beginnt in diesem Durchgangsfoyer die Museumstour der Besucher. Unter anderem beherbergt dieses Foyer ein 360-Grad-Filmpanorama, das die Besucher in die Thematik des Museums einführen soll.

Zurück in die vergangenen 200 Jahre

In der im ersten Stock geplanten Dauerausstellung kann der Besucher erleben, wie Bayern nach dem Ersten Weltkrieg ein Freistaat wurde und was ihn so besonders macht. Anhand von persönlichen Objekten und von menschlichen Schicksalen soll bayerische Geschichte erzählt werden. Dazu gehört etwa ein Pin-up-Koffer aus dem Jahr 1945, den ein amerikanischer GI auf einem Hof in Rudendorf (Kreis Haßberge) hinterlassen hat. Beim Aufklappen kam eine weichgezeichnete Schönheit zum Vorschein, die der Infanterist wehmütig in den Deckel gemalt hatte.

Eröffnungsprogramm

Am Samstag wird das Museum der Bayerischen Geschichte nach einem Festakt mit Ministerpräsident Markus Söder erstmals geöffnet. Das öffentliche Programm (Beginn: 18 Uhr) beinhaltet Medieninstallationen, etwa das 360-Grad-Panorama zur bayerischen Geschichte. Dazu gibt es eine Vorschau auf die künftige Dauerausstellung und Infos zum Museum. An der Eisernen Brücke vor dem Museum werden am Samstag von 19 Uhr an Musik (u.a. Claudia Koreck) und Kabarett geboten. Um 22 Uhr stellt der Künstler Philipp Geist das Museumsgebäude ins Zentrum einer Lichtinstallation. Auch am Sonntag kann man einen Blick hinter die Kulissen werfen. Das Museumsprogramm wird von 11-21 Uhr mit dem Angebot zur Wiedereröffnung der Steinernen Brücke verknüpft.SZ

Ein Gestaltungsprinzip der Schau soll das theatralische Element sein, sagt Loibl. Auf 30 Bühnen werden mit allen Mitteln moderner Technik Bayern-Klischees aufgenommen und hinterfragt. Von der Architektur bis zum Sport, von der Kunst bis zur Sprache, vom Glauben bis zur Politik wird kein Thema vernachlässigt.

Eine alte Tradition gleich am Eingang

Im Foyer wird unter anderem eine alte Tradition aufgenommen. Um das Jahr 1900 gab es in Bayern etwa 120 Panoramen, die in Zeiten ohne Kino und Fernsehen spektakuläre Bilder boten. Ein einziger dieser Rundbauten hat sich in Bayern erhalten, das Jerusalem-Panorama in Altötting. Daran knüpft nun das neue Regensburger Panorama an. Hauptakteur des 25 Minuten langen High-Tech-Streifens ist der BR-Moderator Christoph Süß, der das Publikum in 39 Rollen quer durch fünf wichtige Episoden der bayerischen Geschichte führt, begleitet wird er von dem Kabarettisten Christian Springer.

Nachdem der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer in seiner Regierungserklärung von 2008 die Gründung des Museums der Bayerischen Geschichte angekündigt hatte, war nicht klar, welchen Zeitrahmen es umfassen soll. Weil eine Strecke über 1500 Jahre abschreckend wirkte, begrenzte das Haus der Bayerischen Geschichte die Dauerausstellung auf die vergangenen 200 Jahre. Der Film beleuchtet deshalb die Geschicke Bayerns vor 1800, zwar auf wissenschaftlicher Grundlage, aber mit Augenzwinkern. Zu den erstaunlichsten Sequenzen zählt das Panorama von Regensburg im 14. Jahrhundert, in dem viele Patriziertürme aufragten - ähnlich wie Wolkenkratzer in der Skyline einer modernen Großstadt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: