Regensburg:Kämpferische Hebammen

Hebammen auf der Säuglingsstation, 1941

Hebammen stehen Frauen seit Jahrhunderten bei der Geburt bei und versorgen die Neugeborenen wie hier in einer Hebammenlehranstalt. Im Gegensatz zu früher sind sie heute oft heiß umworben und politisch aktiv.

(Foto: Scherl Archiv)

Seit 1898 setzt sich der Verband für Geburtshelferinnen ein

Von Dietrich Mittler, Regensburg

Bayerns Hebammen kämpfen mittlerweile selbstbewusst und solidarisch für bessere Berufsbedingungen. Das war aber nicht immer so, wie Medizinhistoriker herausgefunden haben. Oftmals unterboten sich die Frauen einst in ihrer finanziellen Not gegenseitig im Preis, um einen Auftrag zu bekommen. In einem der Berichte heißt es: "Viele Hebammen hätten verhungern müssen, wenn sie nicht eine Nebenbeschäftigung gesucht hätten." Um der drohenden Armut etwas entgegenzusetzen, schlossen sich die Frauen 1898 zusammen und gründeten eine Unterstützungskasse.

Mit einem Festakt und einer Ausstellungseröffnung erinnert der Bayerische Hebammen Landesverband an diesem Montag in Regensburg an sein 120-jähriges Bestehen. Wie die Ausstellung zeigt, wollten die Frauen schon damals mehr erreichen als ihre finanzielle Absicherung. Auf der Gründungsversammlung sagte eine der Teilnehmerinnen: "Wir müssen bei uns selbst anfangen, müssen unermüdlich danach streben, uns durch Fortbildungen ein gründliches Wissen zu erringen. Dann wird dem Hebammenstande Ansehen und Achtung nicht versagt werden können."

Die Münchnerin Therese Danner ließ von 1898 bis 1909 als erste Vorsitzende in dieser Hinsicht nichts unversucht, doch sie lebte in einer Zeit, in der politische Arbeit den Frauen weitgehend versagt blieb. Kaiser Wilhelm II. etwa gab 1908 folgende Sätze von sich: "Die Hauptaufgabe der deutschen Frau liegt nicht auf dem Gebiet der Versammlung und der Vereinsgründung, sondern in der stillen Arbeit im Haus und in der Familie." Mittlerweile hat die Stimme des Hebammenverbands Gewicht. Rückwirkend für 2017 hat die Staatsregierung kürzlich einen Hebammenbonus von 1000 Euro im Jahr beschlossen. Die aktuelle Verbandsvorsitzende Astrid Giesen sieht das als Zeichen, dass sich die Politik der Hebammen annehme. Vorrangig sei nun aber, dass die Hebammenausbildung auch in Bayern bald ausschließlich an Universitäten stattfinde.

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