Der Maler Heiner Riepl zählt zu den hervorstechenden Figuren in der ostbayerischen Kunstszene. Auch als Philosoph und Kulturvermittler hat er sich Ruhm und Ehre erworben. Im vergangenen Jahr feierte er seinen 75. Geburtstag, weshalb ihm die Stadt Regensburg nun nachträglich eine eigene Ausstellung in der Städtischen Galerie im Leeren Beutel widmet. Parallel dazu werden weitere Arbeiten Riepls in der Galerie Artspace Erdel gezeigt. Die Werkschau umfasst nicht nur das Schaffen des Künstlers, sondern thematisiert auch dessen Einfluss auf die zeitgenössische Kunst.
Riepls Weg verlief nicht unbedingt pfeilgerade. Er absolvierte zunächst eine Lehre, um dann an der Universität Regensburg Philosophie, Geschichte und Wissenschaftsgeschichte zu studieren. Erst danach folgte er einem inneren Drang und studierte Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Seit 1980 arbeitet er als freischaffender Künstler, wobei er sich vor allem der abstrakten Malerei verschrieb. Er selber bezeichnet seine Kunst als experimentell. Viele seiner Bilder zeigen Farbflächen, die miteinander korrespondieren. Er geht zwar dem Düsteren nicht aus dem Weg, aber dennoch gewinnt bei ihm das Helle, Farbige und Leuchtende immer wieder die Oberhand.
In der Kunstszene wird ihm der Begriff „Totale Abstraktion“ zugeordnet, weil er stets die Kräfte und die Grenzen der Malerei neu auszuloten versuchte. Riepls Bilder „bestechen durch ihre Radikalität und ihre meditative Kraft“, ist auf der Homepage der Regensburger Museen zu lesen. Ihn treibe an, was schon die Kubisten und Kandinsky versuchten, nämlich den geistigen Grund dieser verwirrenden Welt zu finden.
Neben seiner künstlerischen Arbeit tat sich Riepl in der Kunstvermittlung und in der Kulturpolitik hervor. Er war Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler Niederbayern/Oberpfalz und des Landesberufsverbands Bildender Künstler Bayern. Viel Jahre lang verantwortete er das künstlerische Profil des Kunst- und Gewerbevereins Regensburg. Als Leiter des Oberpfälzer Künstlerhauses in Schwandorf formte er diesen Ort zu einem renommierten Ausstellungsraum.
Neben seinen abstrakten Bildwelten zeigt Riepl in Regensburg auch seine figurativen „Ruinenbilder“, mit denen er den Bruch in unserer Gesellschaft ausdrücken will. Überdies thematisiert er in seinem Werk eine frappierende Diskrepanz. Er artikuliert, dass die Technologie viel neues Wissen bereitstelle (etwa über das Universum), was aber die Zivilisation noch nicht richtig begreife. Riepl glaubt, wir könnten als Gesellschaft schon wesentlich weiter entwickelt sein, wenn wir nicht in alten Denksystemen verharren würden.
Städtische Galerie im Leeren Beutel Regensburg: Heiner Riepl, Welten malen, bis 10. November, Führung und Künstlergespräch am 7. November, 19 Uhr. Ergänzende Ausstellung im Artspace Erdel, Fischmarkt 3 (Tel.0941-70 21 94 und 0170-31 80 748).