Rassismus:Ein Strandbarbetreiber hetzt gegen Asylbewerber, und allen ist es egal

Lesezeit: 2 Min.

In einer Bar sollte es eher um Genuss als um Politik gehen. Doch nicht überall ist das so. (Foto: Christophe Gateau/dpa)

Die "Cantina" am Guggenberger See ist beliebt. Was ihr Betreiber auf der offiziellen Internetseite der Bar über "kriminelle Asylanten" schreibt, störte offenbar niemanden. Vielleicht sollte man sich mal fragen: Was würde passieren, wenn man so was beim Bäcker hören würde?

Kolumne von Lisa Schnell

Stellen Sie sich vor, Sie gehen zum Bäcker, grüßen die Bäckersfrau, erwarten ein "Was darf's denn sein?" und dann beugt die sich über die Verkaufstheke und Sie hören das: " WOOOOW WOOOOW !!! ENDLICH : Trendbarometer meldet : Die Grünen befinden sich nur noch auf Platz 4 !!! AFD vor diesen Looosern auf Platz 3! DEUTSCHLAND BEGINNT ENDLICH AUFZUWACHEN!"

Das wäre doch irgendwie, na ja, irritierend. Unangemessen. Vielleicht ja sogar ein Grund, zu widersprechen. Warum man sich denn darüber freut, dass eine teils rechtsextreme Partei an Zustimmung gewinnt, würde man vielleicht fragen. Und dann zu diesem Bäcker nicht mehr gehen. Hoffentlich zumindest. Vorausgesetzt, all das würde einem beim Bäcker passieren.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Ist aber - Überraschung - nicht beim Bäcker passiert, sondern an einem Ort, wo es völlig egal zu sein scheint, mit wie vielen Ausrufezeichen man sich über den Sieg der AfD freut oder Asylbewerbern den Tod wünscht. Richtig, das Internet. In diesem Fall die Facebookseite einer Strandbar am Guggenberger See im Landkreis Regensburg. Wer sich da informieren wollte, wann die "Cantina" denn wieder aufhat oder was man eben sonst so wissen möchte, wenn man auf die Seite einer Bar geht, der wurde von dessen Betreiber ungefragt über verschiedene Themen aufgeklärt, wie etwa "kriminelle Asylanten".

" DIESES GESOXE BLEIBT UNS BIS DEREN TOT (HOFFENTLICH GLEICH MORGEN ; ODA AM LIEBSTEN NOCH HEUTE NACHT)", konnte man da etwa lesen. Lasen sicher auch viele, die Bar erfreut sich einiger Beliebtheit, ihren Betreiber kennen die meisten nur als "den Raina". Dass ihr "Raina" Todeswünsche ausspricht und mehr als leicht nach rechtsaußen tendiert, schien nicht weiter zu stören. Zunächst auch nicht den Verein, der seit Jahren an ihn die Bar verpachtet und dem abwechselnd die Regensburger Oberbürgermeisterin und die Landrätin vorstehen.

Juckte also eigentlich eh niemanden. Für den Fall, dass doch, hatte der wortgewandte Barbetreiber noch ein paar Zeilen verfasst. Falls seine Beiträge jemanden stören könnten, ginge ihm das am A... - halt, genug der Internetverrohung - sei ihm das herzlich egal, denn: "I bin i, da Raina."

Das Internet ist das Internet, und da ist so was halt normal. Oder aber verdächtig, eine Straftat zu sein. Wie die Polizei Regensburg Digital bestätigte, ermittelt sie gegen den "Cantina"-Wirt, der sich auf Nachfrage der SZ nicht äußern wollte, wegen des Verdachts der Beleidigung und Volksverhetzung. Dazu kam es nicht, weil einer der Gäste sich beschwerte oder gar der von Stadt und Land geführte Verein, der sich erst auf Nachfragen der Presse distanzierte. Es war die Antifa Neutraubling, die auf die Posts aufmerksam machte. Und man kann ihr nur zurufen: "DANKE!!!"

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivMilliardendesaster bei Münchner S-Bahn
:Bayerns Landtag wirft Ex-Verkehrsminister Scheuer Versagen vor

Der CSU-Politiker kommt im Entwurf für den Abschlussbericht des Untersuchungsausschusses zur zweiten Stammstrecke schlecht weg. Das gilt auch für seinen Nachfolger Volker Wissing (FDP).

Von Klaus Ott

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: