Süddeutsche Zeitung

Bayern:Wie Gloria den Regensburgern fast das Jahr rettete

2021 ist nicht so wahnsinnig viel Gutes passiert, aber immerhin sind einige schlechte Dinge nicht eingetreten. Das hat auch mit Gloria von Thurn und Taxis zu tun - die es am Ende doch verbockt hat.

Glosse von Deniz Aykanat, Regensburg

Wir ahnen es ja bereits, dieser Jahresbeginn wird uns von diesem Omikron versaut. Bleibt uns also nichts anderes übrig, als jedes Fitzelchen an Gutem im vergangenen Jahr zusammenzutragen und damit immerhin die Bilanz der Vergangenheit aufzuhübschen. In dieser letzten Bayern-Kolumne des Jahres wird das am Beispiel von Regensburg durchexerziert. Geht aber vermutlich mit jeder x-beliebigen bayerischen Stadt. Was war also gut dieses Jahr?

Fangen wir von hinten an: Zum Beispiel konnte sich Regensburg einige Tage lang einbilden, den einzigen Christkindlmarkt des Freistaates abhalten zu werden, den "Romantischen Weihnachtsmarkt" auf Schloss Thurn und Taxis. Während alle anderen Märkte dicht- oder gar nicht aufmachten, streute der Veranstalter vermutlich in ganz Deutschland die Hoffnung, 2021 endlich wieder Advent auf dem Champagnerhügel im Schlossgarten feiern zu können. Dem war dann bekanntlich nicht so, aber kurzzeitig brach immerhin das Ticket-Portal unter den Anfragen zusammen. Von so viel Euphorie kann man sicher lange zehren.

Dann gab es noch allerlei Dinge, die gut waren, weil sie nicht passiert sind - angefangen damit, dass Gloria von Thurn und Taxis wegen des abgesagten Weihnachtsmarktes nicht wie sonst üblich vom Balkon ihres Schlosses Lieder zum Besten gab. Aber auch aus weltlicheren Gefilden gab es Positives zu berichten: Zum Beispiel hat die Stadt Regensburg rechtzeitig davon Abstand genommen, ein öffentliches Klo für fast eine halbe Million Euro auf der Jahninsel anzuschaffen. Und vom Klo noch einmal zurück aufs Schloss Thurn und Taxis: Dort fanden dieses Jahr zwar keine Schlossfestspiele statt, was aber gleichzeitig mit sich brachte, dass auch Xavier Naidoo, der gerne Verschwörungsmythen verbreitet, nicht auftreten konnte.

Und als es fast so aussah, als hätte Gloria im Alleingang das Jahr gerettet, lud sie Kardinal Müller, von dem man hier glaubte, ihn endlich los zu sein, auf ihr Schloss ein. Um dem früheren Bischof von Regensburg Gelegenheit zu geben, auf einer Art Konferenz unter Gleichgesinnten ähnlich gefährlichen Unsinn von sich zu geben wie Xavier Naidoo. Am Ende hat Gloria es also dann doch noch verbockt und das hat doch auch etwas Beruhigendes: Teile von 2021 waren wie immer.

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