Rechtsruck:AfD-Chef Bystron pfeift auf die Selbstachtung

Petr Bystron

Petr Bystron, 44, ist seit 2015 bayerischer Landesvorsitzender der AfD. Er wuchs in der kommunistischen Tschechoslowakei auf. 1987 beantragten seine Eltern in Deutschland politisches Asyl.

(Foto: dpa)

Bei der Aufstellung der AfD-Landesliste hat Petr Bystron überraschend den Kürzeren gezogen. Andere Parteichefs würden dann zurücktreten.

Kommentar von Wolfgang Wittl

Man stelle sich das vor: Horst Seehofer bewirbt sich in der CSU um Platz eins der Bundestagsliste - und verliert gegen eine gewisse Susanne Plank oder einen Franz Meyer. Die eine ist Bürgermeisterin im oberpfälzischen Städtchen Maxhütte-Haidhof, der andere Landrat von Passau. Ach ja, beide sind sie Schriftführer der CSU. Egal, wie ihre Karriere dann weiterginge: Die von Seehofer hätten sie in jedem Fall beendet. Aber die CSU ist ja auch eine normale Partei, zumindest was das Zusammenspiel von Führung und Übernehmen von politischer Verantwortung betrifft.

Die AfD war noch nie eine normale Partei. Sie sagt nicht, was zu tun ist. Sie sagt nur, was nicht geht. Sie ist eine Ansammlung von politisch Enttäuschten und Heimatlosen, aber auch von Ehrgeizlingen, die auf eine Karriere hoffen, die ihnen in anderen Parteien verwehrt geblieben ist.

Leute wie der frühere FDP-Mann Petr Bystron. Obwohl der AfD-Landeschef bei der Listenaufstellung im Duell mit seinem Schriftführer demontiert worden ist, will er weiter ausloten, ob ein Einzug in den Bundestag für ihn möglich bleibt. Pfeif' auf die Selbstachtung, Hauptsache ein Mandat.

Dass Bystron nicht sofort als Landesvorsitzender zurückgetreten ist, dürfte jedoch kaum eine Rolle spielen. Politisch ist er schon jetzt Vergangenheit, sein Einfluss dahin. Denn seine Basis hat ihn nicht nur persönlich abgestraft, weil er ihr vielleicht zu glatt und zu wenig bayerisch ist. Sie hat vor allem einen strammen Rechtsruck vollzogen, weil Bystron sich intern gegen den noch strammeren Rechtsausleger Björn Höcke gestellt hatte. Die bayerische AfD holt damit nach, womit andere Landesverbände vor ihr längst begonnen haben: Sie fängt an, sich selbst zu zerlegen.

Für die politischen Mitbewerber ist diese Entwicklung ein Segen. Gerade die CSU sollte die AfD nun offensiver bekämpfen, als sie das bislang getan hat. Eine immer stärker an den rechten Rand trudelnde AfD im Chaos - eine schönere Vorlage als am Wochenende kann es für die Konkurrenz gar nicht geben.

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