Süddeutsche Zeitung

Rechtsradikale in Franken:Neonazi-Kundgebung aufgelöst

Trotz eines Verbots haben sich Rechtsextremisten im oberfränkischen Wunsiedel versammelt - bis die Polizei die Kundgebung auflöste. Auch im unterfränkischen Roden trafen sich Neonazis zum "Vierten Nationalen Frankentag".

Katja Auer

Friedlich haben am vergangenen Wochenende etwa 250 Menschen im unterfränkischen Roden (Landkreis Main-Spessart) gegen den "Vierten Nationalen Frankentag" demonstriert, den Rechtsextremisten dort veranstaltet haben. Etwa 150 Teilnehmer hatten sich dazu nach Angaben der Polizei auf einer Wiese am Ortsrand versammelt, angekündigt war auch der bekannte Rechtsextremist Martin Wiese, ein führender Kopf in der Neonazi-Szene. Die Polizei war mit einem Großaufgebot angerückt. Einem Teilnehmer nahmen die Beamten ein Messer ab, außerdem seien mehrere Holzstiele beschlagnahmt worden sowie Masken und Mützen, mit denen sich die Rechtsextremisten hätten vermummen können, teilte die Polizei mit. Auch um die 50 Gegendemonstranten aus dem linken Spektrum waren nach Roden gekommen. Einer von ihnen wurde festgenommen, weil er einen Polizisten bespuckt hatte.

Ein Bündnis aus Parteien, Verbänden und Kirchen hatte im Vorfeld zum Protest gegen die Veranstaltung der Rechtsextremisten aufgerufen. Zwar hatte die Verwaltungsgemeinschaft Marktheidenfeld, der Roden angehört, den Frankentag zunächst nicht genehmigt, das Verwaltungsgericht Würzburg hatte die Entscheidung jedoch kassiert.

Im oberfränkischen Wunsiedel dagegen hielt das Verbot der Stadt, mit dem ein Gedenkgottesdienst für Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß am Marktplatz verhindert werden sollte. Der thüringische Rechtsextremist Christian Bärthel hatte die Feier beantragt. Trotz des Verbots versammelten sich nach Angaben der Polizei 20 Rechtsextremisten auf dem Wunsiedler Katharinenberg und wollten eine Gedenkveranstaltung abhalten. Die Polizei löste die Versammlung auf und stoppte einen Neonazi, der einen Infostand auf dem Marktplatz aufbauen wollte. Im Juli war in Wunsiedel das Grab von Heß aufgelöst worden.

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Quelle:
SZ vom 16.08.2011/wib
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