Rechtsextreme auf dem Land:NPD will regionale Zentren

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Die NPD erwirbt Gaststätten, um auf dem Land feste Anlaufstellen zu errichten. Eine oberfränkische Gemeinde will dagegen kämpfen - ihr fehlt aber das nötige Geld.

Die rechtsextreme NPD versucht offenbar, auf dem Land feste Anlaufstellen aufzubauen. In Oberbayern pachtet angeblich der Münchner Extremist Norman Bordin ein Gasthaus, in Oberfranken soll die Partei bereits eine Wirtschaft erworben haben. Die Gemeinde Warmensteinach hat dort jedenfalls im Ringen um eine mögliche Ansiedlung von Neonazis einen Rückschlag erlitten.

Die NPD will in Bayern regionale Zentren schaffen. (Foto: Foto: AP)

Ende der vergangenen Woche habe sich ein Notar gemeldet und die Gemeinde über den Abschluss des Kaufs zwischen NPD-Aktivist Jürgen Rieger und dem Eigentümer des Gasthofs Puchtler unterrichtet, sagte Bürgermeister Andreas Voit (CSU). Demnach will der Rechtsextremist den Traditionsgasthof für 1,8 Millionen Euro erwerben.

Die Immobilie sprengt die Gemeindekasse

Im August war bekannt geworden, dass der Familienbetrieb Puchtler an den angeblich meistbietenden Rieger verkauft werden soll. Nach anfänglichem Zögern demonstrierte Warmensteinach Ende August gegen diesen Handel und eine von Rieger geplante Neonazi-Feier. "Ich dachte, mit dieser Veranstaltung ist jetzt alles vorbei", sagte Voit. Nach der überraschenden Meldung müsse sich die Gemeinde innerhalb einer vierwöchigen Frist entscheiden, ob sie von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen wolle.

Allerdings sprengt die Immobilie die Gemeindekasse. Der Kaufpreis entspricht laut Voit fast 60 Prozent des Gemeindehaushalts 2007. "Das ist für uns nicht zu schultern." Dennoch werde man überlegen, ob man den Gasthof selbst nutzen könne und wo man das Geld herbekomme. An ein Nachgeben des Verkäufers - angeblich ein Gymnasiallehrer in München - glaubt Bürgermeister Voit indes nicht. Er selbst habe bei Bekanntwerden der Pläne im August mit dem Mann diskutiert, ebenso Gemeinderäte und Behördenvertreter. "Aber er ist uneinsichtig."

Der Bayerische Verfassungsschutz nimmt die jüngste Entwicklung ernst. Rieger habe in Deutschland mehrmals Immobilien erworben. "Deshalb kann man ihm auch einen Kauf in Warmensteinach zutrauen", sagte ein Sprecher. Zugleich wolle sich die NPD in Nordbayern einen Stützpunkt zu schaffen. Gleichwohl sei nicht auszuschließen, dass die Rechten versuchten, den Kaufpreis zum Schaden der Gemeinde hochzutreiben, wie andernorts bereits öfter geschehen.

"Geschäft ist Geschäft"

Auch in der Gemeinde Halsbach (Kreis Altötting) steht ein Gastwirt in Verhandlungen mit der NPD. Alois Gruber sagt, der bekannte Münchner Rechtsextremist Norman Bordin werde vom 15. September an Eventmanager in seinem Landgasthof. Von 1. Oktober an steige Bodin als Pächter ein. "Geschäft ist Geschäft." Zu ihm kommen immer wieder Neonazi-Größen aus München zu privaten Feiern.

Bürgermeister Georg Pfaffinger (parteifrei) macht sich Sorgen, dass die Rechten das Dorf zum regionalen Zentrum machen. Andererseits hält er es auch für möglich, dass der Besitzer mit dem NPD-Angebot die Pacht für sein renoviertes Haus in die Höhe treiben will. Trotzdem versucht der Bürgermeister, einen Pächter oder Käufer aus dem Dorf zu finden. Nicht unmöglich: Theater-Regisseur Martin Winklbauer hätte mit Gastwirt Gruber seiner Meinung nach zu einer Lösung kommen können, wenn die Zukunft für das Landwirtshaus nicht so unsicher wäre.

Die Gemeinde habe das andere Gasthaus im Ort gekauft, das nun die Vereine betrieben. Gruber selbst sagt, er sei entgegen anders lautenden Gerüchten kein Sympathisant der NPD und wolle mit seinen Verhandlungen nicht nur den Wert seiner Immobilie steigern. "Ich bin zu Gesprächen bereit mit jedem. Noch ist nichts passiert."

© SZ vom 09.09.2008/mh/heff/jtr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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