Rechte Szene in Oberfranken:"Eine Art Reinhard Mey der rechtsextremen Szene"

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Die Menschen im oberfränkischen Unterhartmannsreuth machen sich Sorgen. Seit einiger Zeit verkehrt der deutschtümelnde Liedermacher Frank Rennicke im früheren Schulhaus. Entsteht dort ein neues braunes Zentrum?

Von Olaf Przybilla, Unterhartmannsreuth

Emil Albrecht war lange Ortsvorsitzender der CSU im oberfränkischen Feilitzsch, im Gemeinderat sitzt er seit mehr als zwölf Jahren. Er gilt als besonnener Mann, aber wenn die Rede kommt auf das, was sich da in Unterhartmannsreuth abspielt, in einem sehr dörflichen Teil der Gemeinde Feilitzsch bei Hof, dann muss Albrecht regelrecht an sich halten.

Seit zwei Jahren, seit eine Frau aus dem Dunstkreis der NPD das ehemalige Dorfschulhaus erworben hat, warne er, sagt Albrecht. Wie oft habe er sich schon sagen hören, "dass uns das auf die Füße fällt, wenn wir da nichts machen". Im Ort aber sorgte das für Zwietracht, man wollte nicht mehr auf die neuen Dorfschulbewohner aufmerksam machen als irgend nötig.

Verbot von Neonazi-Netzwerk
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Das Haus im oberfränkischen Oberprex war Treffpunkt für Neonazis. Von hier aus organisierten sie einen Online-Versand für die braune Szene. Jetzt hat das Innenministerium das Freie Netz Süd verboten - und das Grundstück konfisziert. Die Bürger sind erleichtert.

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Es ist ähnlich wie in Oberprex vor vier Jahren, als es mit Händen zu greifen war, dass sich da ein braunes Zentrum mitten in einem Dorf entwickelte. Auch da wollten sie im Ort erst mal wenig hören davon. Seit einer Woche nun ist das Zentrum Oberprex aufgelöst, mit dem Verbot des "Freien Netz Süd" fiel auch das braune Haus.

Im kaum 25 Kilometer entfernten Unterhartmannsreuth haben sie das mit gemischten Gefühlen verfolgt. Denn mit dem Verbot des Neonazi-Netzwerks ist natürlich nicht die Gesinnung fort. Und das braune Personal schon gar nicht. Viele im Ort treibe nun die Angst um, sagt Albrecht: "Wird Unterhartmannsreuth jetzt das neue Oberprex?"

Rennicke war NPD-Kandidat für Amt des Bundespräsidenten

Die junge Frau nämlich, die die ehemalige Schule gekauft hat, hat einen Gast mitgebracht. Einen, der sich in einschlägigen Kreisen einiger Prominenz erfreut: Frank Rennicke, ein deutschtümelnder Liedermacher, den NPD und DVU 2009 als gemeinsamen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten aufgestellt haben. Er gilt als Symbolfigur der Szene, der mit den alten Kadern aus den einschlägigen Parteien ebenso gut kann wie mit braunen Kameradschaften. Wohl auch deshalb, weil er in beiden Lagern seine Lieder verkaufen will.

Der Bürgermeister von Feilitzsch, Francisco Hernandez Jimenez, hat sich notgedrungen mit dem Gast im Ort auseinandergesetzt. "Eine Art Reinhard Mey der rechtsextremen Szene" nennt er ihn, der zwar nicht angemeldet sei im Ort, im früheren Schulgebäude aber ein und aus gehe. Bei einem Gesprächstermin im Rathaus habe sich Rennicke "sehr höflich" gegeben, und überhaupt berichten viele im Ort, dass sich der Liedermacher und die Frau einzubringen versuchen ins Dorfleben, sogar beim Maibaumaufstellen. In die ehemalige Schule "kommen jetzt viele Leute zu Besuch", hat der Bürgermeister beobachtet, aber so extrem wie die Kameraden in Oberprex wirken die auf ihn nicht. Er hoffe, dass sich daran jetzt nichts ändere: "Aber ich weiß, das ist ein frommer Wunsch", sagt er.

"Lügen einer Schmutzkampagne"

Dem bayerischen Verfassungsschutz liegen Erkenntnisse vor, dass der Neonazi aus Oberprex, Tony Gentsch, schon im März auf dem Grundstück in Unterhartmannsreuth an einer Schulung teilgenommen hat, in maßgeblicher Funktion. Zuletzt hätten dort vereinzelt Treffen von Rechtsextremisten stattgefunden, von einem braunen Zentrum wollen die Verfassungsschützer bisher nicht reden. Man werde das aber, nach dem Verlust der Immobilie Oberprex, verstärkt beobachten.

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Bei der Bundespräsidentenwahl gibt es neben Peter Sodann einen weiteren Außenseiter: Frank Rennicke, ein rechtsextremer Liedermacher, tritt für NPD und DVU an.

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Dass auf Unterhartmannsreuth schwere Zeiten zukommen könnten, befürchtet Martin Becher, Geschäftsführer der Projektstelle gegen Rechtsextremismus. Aber er habe auch Hoffnung: Dass man Neonazis ihre Immobilien bei entsprechenden Aktivitäten auch entziehen kann, das wüssten diese seit dem Fall Oberprex, sagt er.

In der früheren Dorfschule will sich kein Bewohner zur Zukunft des Hauses äußern. Man sei die "Lügen einer Schmutzkampagne" leid, heißt es.

© SZ vom 31.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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