Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. "zutiefst" bedauert. Die Entscheidung verdiene "größten Respekt", sagte Seehofer (Foto: dpa). Mit seiner charismatischen Ausstrahlung und seinem unermüdlichen Einsatz für das Wohl der Kirche habe der Papst aus Bayern die Menschen in aller Welt begeistert. "Wir sind stolz auf das Pontifikat von Papst Benedikt XVI. Deutschland und Bayern haben ihm unendlich viel zu verdanken."
Der Würzburger katholische Bischof Friedhelm Hofmann zeigte sich "sehr, sehr überrascht". Die Rücktrittsankündigung sei ein "mutiger Schritt", erklärte Hofmann. "Ich kann das nur respektieren." Bei seiner jüngsten Begegnung im September 2012 bei der Aufführung der Augustinus-Oper durch die Würzburger Dommusik in Castel Gandolfo habe er den Papst als sehr wach und präsent erlebt, so der Würzburger Bischof.
Der langjährige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) würdigte den scheidenden Papst Benedikt XVI. als "größten Sohn Bayerns" in der mehr als tausendjährigen Geschichte des Landes. "Papst Benedikt ist nicht nur durch sein Amt, sondern durch seine Person eine moralische Instanz in der Welt", erklärte er. Es entspreche Benedikts Selbstverständnis als Seelsorger und Diener Gottes, "dass er die Zukunft der Kirche über seine Person stellt", betonte Stoiber. Er und seine Frau waren vom Papst mehrmals in Rom empfangen worden. "Die Begegnungen mit Papst Benedikt gehören für mich zu den großen Momenten in meinem Leben", erklärte der frühere Ministerpräsident.
Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Markus Rinderspacher, sagte: "Es verdient hohen Respekt, wenn der Papst aus freien Stücken diese Entscheidung trifft." Es sei ein Zeichen für sein besonders ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein gegenüber seiner Kirche, dass er seine Aufgabe nicht bis zum letzten Atemzug ausfüllen wolle, sondern wegen der fehlenden Kraft zum richtigen Zeitpunkt weitergebe.
Uwe Karrer, Vorsitzender des Katholikenrats der Region München, sagte: "Bei jedem Vorstand eines Konzerns wäre es normal, dass er sich aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen zurückzieht. Deshalb ist es eine moderne Entscheidung, wenn man es mit seinem Vorgänger vergleicht." Modern sei dabei nicht im Sinne von an den Zeitgeist angepasst gemeint. Sondern im Sinne von Verantwortung, die heute eine größere als in früheren Zeiten sei.
Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster (Foto: dpa), erklärte, eine Entscheidung wie die des Papstes verdiene Respekt, wenn jemand sie treffe, weil er sich seinen Aufgaben nicht mehr gewachsen fühle. Er hoffe, dass das "unter Papst Benedikt XVI. gute Verhältnis zu den jüdischen Gemeinden" auch unter dessen Nachfolger bestehen bleibe. Schuster ist auch Präsident der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern.
Bayerns Stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) bedauerte die Entscheidung. "Benedikt XVI. ist in Bayern und der ganzen Welt hoch geachtet für sein Wirken im Dienste der Kirche", sagte Zeil. Besonders geschätzt habe er, dass Papst Benedikt XVI. immer den Dialog mit anderen Religionen gesucht habe.
Die Bayerischen Gebirgsschützen würdigten den Papst als wichtigen Kirchenmann insbesondere für Bayern. "Das war überwältigend, dass ein Deutscher Papst geworden ist", sagte Landeshauptmann Karl Steininger (Foto: dpa) im oberbayerischen Kleinpienzenau. "Ich wünsche ihm, dass er noch einen langen, schönen Lebensabend hat." Die Gebirgsschützen waren erst im August nach Rom gereist, um dem aus Marktl am Inn stammenden Pontifex zu seinem 85. Geburtstag mit einem Ehrensalut und einem bayerischen Abend zu gratulieren. Steiniger und der Papst kennen sich noch aus der Zeit, als Benedikt XVI. Erzbischof von München und Freising war.
Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) erklärte, das Pontifikat sei geprägt gewesen vom Dienst der Kirche an der Gesellschaft und den Menschen. Dies habe der Papst bereits in seiner ersten Enzyklika "Deus caritas est - Gott ist die Liebe" klar gemacht. Dieses Schreiben wie auch seine Ausstrahlung lasse die Tiefe der Gläubigkeit erkennen. Spaenle zollte der Leistung Joseph Ratzingers als Papst, aber auch zuvor als Kardinal und Präfekt der Glaubenskongregation, als Erzbischof von München und Freising sowie als theologischer Hochschullehrer größten Respekt.
Der frühere Freisinger Oberbürgermeister Dieter Thalhammer (SPD) nannte den Rücktritt "einerseits natürlich bedauerlich". Angesichts der offensichtlich angeschlagenen Gesundheit und der Selbsterkenntnis diesbezüglich handele es sich aber um eine "höchst honorige Entscheidung". Dass es Papst Benedikt XVI. gesundheitlich nicht mehr so gut gegangen sei, habe man bei öffentlich Auftritten zuletzt sehen können. "Und er hat ja auch bei seinem Vorgänger Papst Johannes Paul II. selbst miterlebt, dass dieser zum Schluss eigentlich geistig und körperlich nicht mehr in der Lage war, dieses Amt zu führen", so Thalhammer. Er habe Joseph Ratzinger in seiner Zeit als Kardinal und Kurienkardinal mehrmals getroffen. In seiner Zeit als Papst nur dreimal sehr intensiv, das seien immer sehr besondere Erlebnisse gewesen.
Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sagte: "Es ist für mich ein Zeichen der Souveränität, wenn ein Mensch in diesem hohen Amt angesichts schwindender Kräfte selbst zu einer solchen Entscheidung kommt." Jenseits aller theologischen und kirchenpolitischen Differenzen habe er die persönliche Aufrichtigkeit und theologische Tiefe immer geschätzt, ergänzte er. Er wünsche Benedikt XVI. "von Herzen, dass Gott ihm noch möglichst viele erfüllte Jahre ohne die Bürde der Verantwortung schenkt".
Die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm sprach von einer mutigen Entscheidung des Papstes: "Damit lässt er das Kirchenschiff nicht treiben, sondern will, dass es von einem Nachfolger kraftvoll geführt wird." Die Landtagspräsidentin erinnere sich gerne an Begegnungen mit dem "bayerischen Papst".
Als "eine Lücke, die bleibt", bezeichnete Thomas Goppel, Sprecher der Christsozialen Katholiken in der CSU in Bayern, das Vakuum, das nun entstehe. "Seine stets präzise, außergewöhnliche Art, das zeitlose Evangelium auf unsere Tage zu übertragen, werden wir schmerzlich vermissen." Die katholische Kirche in Deutschland habe in Papst Benedikt XVI. einen lauteren, leisen, effizienten und äußerst glaubwürdigen Menschenführer besessen, dessen klärende Worte auch für die Tagespolitik wesentliche Orientierung bedeuteten.
Albert Bauernfeind, Dekan von Fürstenfeldbruck und einer der Sprecher des reformorientierten Münchner Kreises, zeigte sich von dem Rücktritt erstaunt - er sieht darin aber auch eine "Chance" für die katholische Kirche. Überrascht sei er insofern, als er Papst Benedikt XVI. für so traditionsverbunden gehalten habe, dass er geglaubt hätte, dieser werde das Amt bis zum Ende ausüben. "Nun sollten wir überlegen, inwieweit das eine Gelegenheit ist, sich darüber Gedanken zu machen, was für eine Qualität der Persönlichkeit und der Führungskultur es braucht", sagte Bauernfeind. Das biete auch Möglichkeit, darüber nachzudenken, inwieweit der konservative Kurs in der katholischen Kirche fortgesetzt werden oder eine andere Richtung eingeschlagen werden solle.