Das Doping-Labor war verborgen wie in einem Agentenfilm: Die Tür zum Kellerraum, in dem ein 39 Jahre alter Mann aus Bad Aibling Anabolika hergestellt haben soll, tarnte er als Garderobe. Erst als die Zollfahnder bei ihrer Hausdurchsuchung im Juli an einem bestimmten Kleiderhaken zogen, gab ein Magnetmechanismus den Zugang frei. Die Ermittler fanden dahinter eine Drogenküche, in der die Rohstoffe Testosteron, Trenbolon uns Somatropin zu Anabolika verarbeitet wurden. Der Raum war ausgestattet mit einschlägig bekannten Apparaten wie Magnetrührer, Heizplatte oder Kapselfüllgerät. Die Ampullen und Tabletten gingen an Absender in ganz Deutschland, weshalb die Razzia in Bad Aibling geheim gehalten wurde.
Am Mittwoch durchsuchten dann 90 Zollfahnder in München, Frankfurt am Main und Hannover die Wohn- und Geschäftsräume von acht Verdächtigen, die an den Anabolika-Geschäften beteiligt gewesen sein sollen. Insgesamt stellte der Zoll 3,4 Kilogramm Grundstoffe als Pulver, 1500 fertige Präparate mit dem Wachstumshormon Somatropin, 400 Dianabol-Tabletten sicher. Abnehmer waren fitnessbegeisterte Hobbysportler, deren Muskeln man das Training auch deutlich ansehen sollte.
Für Zollfahnder gebe es größere Fische, sagte ein Sprecher in München, der Bad Aiblinger sei ein "Einzelunternehmer, der wohl vom Verkauf an seine festen Abnehmer gut leben konnte". Der in Untersuchungshaft sitzende Mann hatte ein Gewerbe mit Nahrungsergänzungsmitteln angemeldet. Auf seine Spur kamen Fahnder, als sie eine Luftfrachtsendung aus China an seine Adresse kontrollierten. Nach ersten Analysen enthielt das Paket Ampullen mit der sogenannten "Barbie-Droge", die beim Bräunen der Haut und nachlassender Potenz helfen soll.