Raumfahrtstrategie der CSU:Söder strebt nach den Sternen

23 09 2018 xomx Politik Ministerpraesident Dr Markus Söder in Schweinfurt v l Dr Markus Soed

Ministerpräsident Markus Söder ist einer der größten Befürworter der CSU-Raumfahrtstrategie "Bavaria One".

(Foto: imago/Patrick Scheiber)
  • Die Staatsregierung von Bayern will den Freistaat zum größten Standort für Luft- und Raumfahrttechnik in Deutschland ausbauen, das hat das Kabinett am Dienstag beschlossen.
  • Ministerpräsident Markus Söder spricht auf einer Veranstaltung der Jungen Union über die Strategie mit dem Titel "Bavaria One" vor einem Logo, das vor allem aus einem Porträt von ihm selbst besteht.
  • Die Opposition und das Netz reagieren mit Spott und Kritik.

Die Bayerische Staatsregierung will den Freistaats zum Luft- und Raumfahrtstandort Nummer eins in Deutschland machen. Das Kabinett beschloss am Dienstag die auf zehn Jahre angelegte Strategie mit dem Titel "Bavaria One". Einer der größten Befürworter ist Ministerpräsident Markus Söder selbst. Auf Twitter schrieb er: "Mit unserem Raumfahrtprogramm entwickeln wir aus dem All Lösungen für Probleme der Menschen, bei Medizin oder Ökologie. Wir investieren 700 Mio. €, bauen einen bayerischen Satelliten und gründen die größte Raumfahrt-Fakultät Europas an der TU München."

Auf den ersten Tweet folgte am Dienstagabend prompt ein zweiter, der zudem noch mit einem Foto versehen war: Darauf zu sehen ist der CSU-Politiker bei einer Rede auf einer JU-Kundgebung. Im Hintergrund prangt ein Logo von "Bavaria One - Mission Zukunft" - ein übergroßes Bild von Söder selbst. "Zukunft heißt Technologie", schrieb der Ministerpräsident unter das Foto. "Bayern ist Marktführer: wir investieren in Digitalisierung, Robotik, künstliche Intelligenz, Hyperloop und Raumfahrt und entwickeln sogar Quantencomputer."

In den sozialen Netzwerken sorgte das übergroße Selbstbildnis für einigen Spott. Juso-Chef Kevin Kühnert kommentierte das Bild via Twitter: "Worin Sie währenddessen nicht investieren: Bezahlbare öffentliche Wohnungen, gebührenfreie Kitas, unbefristete Jobs für Angestellte Lehrkräfte und vieles mehr. Vielleicht muss man wirklich hinterm Mond leben, um Prioritäten so zu setzen."

Kritik für das Projekt an sich kam von der Opposition im Landtag: Es müsse den Namen "Bavarian Größenwahn" statt "Bavaria One" tragen, sagte der Fraktionschef der Freien Wähler Hubert Aiwanger. "Bayern soll erst mal die nahe liegenden technischen Probleme unseres Wirtschaftsstandortes - wie Mobilfunklöcher und fehlendes flächendeckendes Internet - lösen, bevor wir die Staatskasse ruinieren und in den Weltraum abheben", betonte er weiter. SPD-Landeschefin Natascha Kohnen nannte "Bavaria One" nur eine großspurige Ankündigung: "Von den versprochenen 700 Millionen ist kein einziger Euro im Nachtragshaushalt."

Söder: "Es geht hier nicht darum Star Trek zu machen"

Söder selbst wies die Kritik zurück. "Wer spöttelt verkennt, was eine Zukunftsaufgabe ist", sagte er. Bayern werde auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn es den Blick in die Zukunft wagt. Als Beispiele nannte er die Landwirtschaft, die Medizin, die Ökologie und eine Vielzahl von Arbeitsplätzen, es gehe nicht darum "Star Trek" zu machen. "Im Grunde gehen wir ins Weltall, um einen besseren Blick auf die Welt zu bekommen, einen besseren Blick für die kleinen Probleme, die wir hier haben."

Konkret besteht "Bavaria One" aus zehn Aktionsfeldern, die eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen umfassen: Dazu zählt die Gründung der größten Fakultät für Luftfahrt, Raumfahrt und Geodäsie an der TU München, mit Hauptsitz auf dem Ludwig-Bölkow-Campus in Ottobrunn mit 50 Professuren und knapp 2000 Studienplätzen. Weitere Punkte sind der Bau einer Hyperloop-Teststrecke, in der sich Transportkapseln fast mit Schallgeschwindigkeit bewegen, der Bau eines bayerischen Erdbeobachtungssatelliten und der Ausbau des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Oberpfaffenhofen zum "führenden Standort für Erdbeobachtung".

Zur SZ-Startseite
CSU-Vorstandssitzung

CSU-Vorstandssitzung
:Stamm ist "fassungslos" über Seehofer

Auch die anderen Berliner Parteikollegen kommen bei Landtagspräsidentin Stamm nicht gut weg. Sie habe noch nie erlebt, dass es einem im Landtagswahlkampf so schwer gemacht werde wie jetzt.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: