Allgäuer Alpen:Nach Naturfrevel: Pläne für Kraftwerk am Rappenalpbach

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Der begradigte und ausgebaggerte Rappenalpbach im frühen Winter. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Nach der Zerstörung des Oberlaufs will nun offenbar ein privater Investor den Unterlauf zur Stromerzeugung nutzen. Naturschützer sind empört.

Von Christian Sebald, Oberstdorf

Die Empörung über die Zerstörung des streng geschützten Rappenalpbachs nahe Oberstdorf ist noch nicht abgeklungen, da fürchten Naturschützer einen neuen Naturfrevel in dem Gebirgstal in den Allgäuer Alpen. Wie jetzt am Rande einer Gemeinderatssitzung in Oberstdorf bekannt wurde, will ein privater Investor Pläne für den Bau eines kleinen Wasserkraftwerks am Rappenalpbach wiederaufnehmen. Die Anlage würde mitten im Naturschutzgebiet liegen.

Beim Bund Naturschutz (BN) sind sie entsetzt. "Es darf jetzt nur darum gehen, den Rappenalpbach so gut wie nur möglich zu renaturieren", sagt BN-Chef Richard Mergner. Umweltminister Thorsten Glauber und die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller (beide Freie Wähler) müssten dem Projekt "sofort den Riegel vorschieben". Wasserkraftwerke in Naturschutzgebieten widersprächen einer ökologischen Energiewende.

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Die Pläne selbst sind nicht neu, sie stammen aus der Zeit um 2007. Das Wasserkraftwerk sollte 7,3 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr liefern. Das entsprecht dem Stromverbrauch von ungefähr 2300 Haushalten. Die Anlage sollte am Unterlauf des Rappenalpbachs errichtet werden, wo er zur Stillach wird. Das Wasser für die Turbine sollte noch aus dem Rappenalpbach ausgeleitet werden und von dort über eine 1,4 Kilometer lange Rohrleitung zu dem Turbinenhaus fließen, wo es in die Stillach zurückgeleitet werden sollte.

Zunächst wollte sich sogar die Gemeinde Oberstdorf an dem Projekt beteiligen. Aber schon damals gab es massive Widerstände. Denn mit einem solchen Kraftwerk würde dem Rappenalpbach und der Stillach ein großer Teil des Wassers entzogen. Von den ökologisch höchst wertvollen und streng geschützten Wildbächen wäre nur noch ein Rinnsal übrig geblieben. Die Proteste waren so massiv, dass der Oberstdorfer Gemeinderat seine Beteiligungsabsichten zurückzog und das Projekt 2009 ablehnte. Einzig die CSU blieb bei ihrem Ja. In Oberstdorf kursieren derzeit Mutmaßungen, dass der Investor seine Pläne jetzt in der Hoffnung wieder aufleben lässt, dass künftig dem Ausbau der erneuerbaren Energien Vorrang vor dem Naturschutz eingeräumt wird.

Ausgebaggert, begradigt und kanalisiert

Die Zerstörung des Rappenalpbachs in seinem Oberlauf gilt als der schlimmste Naturfrevel seit Jahren in Bayern. Dort haben Oberstdorfer Alpbauern im Herbst den Gebirgsbach auf 1,6 Kilometer Länge bis zu einer Tiefe von zweieinhalb Metern ausgebaggert, begradigt und kanalisiert - um Schäden zu beseitigen, die ein Hochwasser im August 2022 hinterlassen hat, wie sie sagen. An einigen Abschnitten haben die Arbeiter mit ihren schweren Geräten sogar die Bachsohle durchstoßen, sodass der Rappenalpbach dort versiegt ist.

Betroffen ist eine Fläche von neun Hektar. Das entspricht ungefähr zwölf Fußballfeldern. Auf ihr ist die vormalige, einzigartige Pflanzen- und Tiervielfalt komplett verloren. Das Rappenalptal und der Rappenalpbach zählen zu den Naturjuwelen Bayerns. Sie sind nach deutschem und europäischem Recht streng geschützt. Der Rappenalpbach war vor seiner Zerstörung eines von nur zwei Oberflächengewässern in Bayern, denen Experten einen "sehr guten ökologischen Zustand" bescheinigt haben. Umweltminister Glauber hat versprochen, ihn möglichst wieder herzustellen.

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