Mitten in BayernDas Lokal-Derby von Ramerberg

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Zwischen Sportverein und Gemeinde ist ein Wettstreit entbrannt, der an Härte und Schmähungen nichts zu wünschen übrig lässt und weniger an Kreisklasse als vielmehr an Profitum erinnert

Glosse von Matthias Köpf

Das Ganze ist zweifellos ein Derby, und da gehen die Emotionen ja immer hoch. Schließlich tritt Ramerberg gegen Ramerberg an. Es begegnen sich aber nicht einfach die Ramerberger Erste und die Zweite, denn die beiden Mannschaften spielen in der Kreisklasse 2 und der B-Klasse 3, also in ganz verschiedenen Ligen. Das Lokalderby, das den Ort spaltet, ist dagegen fast ein Duell auf Augenhöhe, mit dem SV Ramerberg auf der einen und der Gemeinde Ramerberg auf der anderen Seite. Wobei der SV die geschlossenere Mannschaftsleistung zeigt, denn innerhalb des Gemeinderats ist es auch höchst umstritten, ob der Verein seinen neuen Fußballplatz im Ortsteil Zellereit bekommen, am alten Ort erweitern oder ganz woanders bauen soll. Eine knappe Mehrheit hat zuletzt jedenfalls alle Planungen für Zellereit gestoppt. Also geht das Drama von Ramerberg nach 15 Jahren in die nächste Verlängerung.

Ein SV-Fußballer ist deswegen gerade als Gemeinderat zurückgetreten. Das hat natürlich keine schlichte Auswechslung in der nächsten Spielunterbrechung werden können, und so gehen jetzt auch wegen der näheren Umstände und weiteren Folgen dieses Rückzugs die Vorwürfe hin und her. Zuvor hatten die Sportler symbolisch ihre Hoffnungen begraben, mit Kreuz und Kranz auf jener Wiese, die sie gern als Fußballplatz hätten und vom Eigentümer sogar pachtfrei bekommen könnten. Mit dem Bürgermeister wollen sie nicht mehr reden, während der wiederum wenig erfreut war über die in Klarsichthülle verpackten Schmähschriften, die Anfang des Jahres hinter etlichen Scheibenwischern steckten. Als deswegen dann die Staatsschutzabteilung der Rosenheimer Kriminalpolizei in Ramerberg mit den ersten Verhören begann, hatte der SV Briefe an alle 1366 Ramerberger verteilt und sich darin beschwert, dass der Bürgermeister den SV-Vorstand zu Unrecht als Urheber jener Schmähungen angeschwärzt habe. Die Täter waren offenbar ohnehin keine Kreisklassisten, sondern Profis, denn die Polizei hat nach aktueller Auskunft weder Fingerabdrücke noch DNA-Spuren sichern und daher auch keinen dringend Tatverdächtigen ermitteln können. Und Videobeweis gibt es in dieser Liga ja keinen. Vielleicht täte der Partie wenigstens ein Schiedsrichter gut. Der könnte immerhin mal abpfeifen.

© SZ vom 27.05.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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