Denkmal:Aus "Quelle" wird "The Q"

Denkmal: Der ehemalige Quelle-Bau, zweitgrößtes leerstehendes Industriedenkmal Deutschlands, braucht eine neue Nutzung. Im Jahr 2024 sollen unter anderem Ämter der Stadt Nürnberg einziehen.

Der ehemalige Quelle-Bau, zweitgrößtes leerstehendes Industriedenkmal Deutschlands, braucht eine neue Nutzung. Im Jahr 2024 sollen unter anderem Ämter der Stadt Nürnberg einziehen.

(Foto: Olaf Przybilla)

13 Jahre nach einer der schwersten Pleiten der Nachkriegsgeschichte ist auf einer Riesenbaustelle in Nürnberg allmählich Land in Sicht. Das neue Zentrum braucht vor allem Licht.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Es ist das 13. Jahr nach einer der größten Pleiten der Nachkriegsgeschichte, das klingt nicht verheißungsvoll. Die Insolvenz von "Quelle" - für die Jüngeren: das war in etwa das Amazon des Wirtschaftswunders - hat die an Schläge gewöhnte Stadt Nürnberg 2009 getroffen wie wenig zuvor. Was seither geschah? Große Ideen, etwa die eines Universitätsbaus in denkmalgeschütztem Ambiente, zerstoben. Und ein Unternehmen scheiterte kläglich - das nach Berlin-Tempelhof zweitgrößte leerstehende Industriedenkmal der Republik hatte sich für diesen Investor schlicht als zu große Nummer erwiesen. Nun aber ist (mit anderem Investor) allmählich Land in Sicht.

Marc Thiel ist Vorstandsmitglied der Düsseldorfer Gerchgroup AG, er wählt ein drastisches Bild. Als man den Koloss mit seinen 250 000 Quadratmetern Nutzfläche 2018 übernahm, habe der Bau wie ein "Blutegel zwischen Fürth und Nürnberg" gewirkt, nach fast zehn Jahren Stillstand damals. Ein Gebäude als Wundmal - und hermetische Burg, hinter deren Kulissen kaum zu blicken war. Letzteres wollen die Düsseldorfer entschieden anders machen, als "Bauherr zum Anfassen" verstehe man sich. Dass die südliche Fahrbahn der Fürther Straße, der historischen Industriemagistrale schlechthin, demnächst für den Verkehr gesperrt werden muss, der geplanten Tiefgarage wegen, nimmt man da gleich mal als Anlass für eine Baustellenführung. 2024, das ist die Botschaft, sollen hier Ämter der Stadt Nürnberg einziehen.

Von der dann größten Ämteranmietung der Stadt spricht Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas, auch wenn Jugend- und Sozialamt, Ausländerbehörde und städtische IT nur einen Bruchteil des Gesamtgebäudes für sich beanspruchen werden. Den Rest des Baus - er heißt nun "The Q" - soll ein Mix aus Handel, Gastronomie und Wohnungen ausfüllen. Und dafür, berichtet Klaus Everest, brauche es vor allem: Licht, Licht und nochmals Licht. Entsprechende Lichthöfe ins Denkmal einzupflegen ist dann auch die kniffligste Aufgabe auf dieser Riesenbaustelle. Hätte er die nicht an der Backe, sagt Everest, hätte er "wohl ein paar Probleme" weniger. Er hätte dann aber auch seine Ehefrau nicht. Die hat er "auf Quelle" kennengelernt, bald nach der Insolvenz. Er war dort anfangs als Hausmeister unterwegs, inzwischen ist Everest Bauleiter. Es gibt auch schöne Geschichten an der Fürther Straße.

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