Königliche Wurzeln:Warum in Coburg besonders um die Queen getrauert wird

Königliche Wurzeln: Nach Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (rechts) haben sich auch Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha sowie sein Sohn Hubertus (links) in das Kondolenzbuch für die vergangene Woche verstorbene Queen Elizabeth II. eingetragen.

Nach Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (rechts) haben sich auch Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha sowie sein Sohn Hubertus (links) in das Kondolenzbuch für die vergangene Woche verstorbene Queen Elizabeth II. eingetragen.

(Foto: Stadt Coburg)

Der Ur-Ur-Großvater von Elizabeth II. stammte aus Oberfranken. Die Bande ins royale England waren deshalb schon immer stärker als anderswo in Bayern. Auch König Charles kennt die Stadt.

Von Florian Fuchs

Der erste Eintrag im Kondolenzbuch ist schlicht: "We miss you" hat dort jemand geschrieben. Es sind drei Worte, die der Mehrheit der Coburger tatsächlich aus dem Herzen sprechen, das versichern sie in der Stadt. Sie standen der verstorbenen Queen Elizabeth II. näher als in anderen Städten in Bayern, die Verbindungen reichen weit zurück: Die Queen war eine Ur-Ur-Enkelin von Königin Victoria, die 1840 ihren Cousin Albert von Sachsen-Coburg-Gotha heiratete.

"Seit rund 200 Jahren sind Stadt und Stadtgesellschaft über die herzogliche Familie eng mit dem Haus Windsor verbunden. Mein tief empfundenes Beileid gilt den Hinterbliebenen", teilt Oberbürgermeister Dominik Sauerteig mit, der am Montagmittag ebenso wie Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha und sein Sohn Hubertus Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha im Kondolenzbuch sein Beileid zum Tod der Königin ausdrückte.

Die Stadt hat Trauerbeflaggung angeordnet. Der Tod der Queen sei Stadtgespräch in den vergangenen Tagen, sagt der Sprecher des Rathauses, Louay Yassin. Weil eben Albert den Coburgern bis heute sehr präsent sei, und sei es allein durch das Prinz-Albert-Denkmal am Coburger Marktplatz.

Wobei die Coburger das Verhältnis zum britischen Königshaus womöglich für etwas enger halten als andersherum. 1840 als Jahr der Vermählung ist schon etwas her, das Königshaus benannte sich zudem während des Ersten Weltkriegs von "Sachsen-Coburg und Gotha" in "Windsor" um. Mit den Deutschen wollte der Urgroßvater der Queen, Georg V., lieber nichts mehr zu tun haben. Da war es für das Verhältnis auch nicht direkt förderlich, dass die Nazis später in Coburg sehr früh Fuß fassten.

Erst in jüngeren Jahren knüpfte die Stadt wieder zarte Bande. Als Coburg 2019 die 200. Geburtstage von Albert und Victoria groß feierte, übernahm die Queen die Schirmherrschaft. Ein paar Jahre zuvor hatte Coburg bereits einen Weihnachtsbaum zum Buckingham Palast geschickt. Die Queen war hocherfreut. Prinz Albert hatte nach seiner Hochzeit mit Victoria dazu beigetragen, den Brauch des Weihnachtsbaums auch in Großbritannien bekannt zu machen.

Victoria und Albert galten als die "Großeltern Europas"

Dafür profitierten andersherum die Coburger enorm von der Vermählung ihres Albert ins ferne England. Queen Victoria reiste mehrfach in die Heimat ihres Gemahls, sie brachte den Deutschen dabei gerne etwas Kultur bei, und sei es beim Toilettengang. Die "grässlichen Plumpsklos", sagt Stadtsprecher Yassin, wie sie hierzulande damals verbreitet waren, konnte sie nicht ausstehen. Sie ließ in der Ehrenburg in Coburg deshalb eines der ersten Wasserklosetts auf dem europäischen Festland einbauen. Vier Söhne und fünf Töchter gingen aus der Ehe von Victoria und Albert hervor, denen wiederum 39 Enkelkinder beschert wurden. Das gab Gelegenheit genug, in eine Vielzahl europäischer Herrscherhäuser einzuheiraten, weshalb Victoria und Albert auch als die "Großeltern Europas" gelten.

Queen Elizabeth II. hat es nie zu einem Besuch nach Coburg geschafft, Vorfahren hin, Vorfahren her. Dafür reiste ihr Sohn Charles im Jahr 1987 in die oberfränkische Stadt, samt Eintrag ins Goldene Buch. Es ist allerdings nicht davon auszugehen, dass Charles als König Charles III. noch einmal nach Coburg zurückkehren wird. Zwar reicht die Linie seiner verstorbenen Mutter zurück nach Coburg, aber auch sie verstand sich ja zuvorderst als Windsor. Charles III. allerdings stammt über seinen Vater Prinz Philip, der im vergangenen Jahr gestorben ist, vom Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg ab - für Coburg wird es nun noch dünner, was die royale Verbundenheit anbelangt.

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