Süddeutsche Zeitung

Raubtier im Auto:Puma "Penelope" wird nun in Auffangstation aufgepäppelt

Bei einer Fahrzeugkontrolle in der Oberpfalz finden Polizisten einen Puma in einer Holzkiste auf der Rückbank. Das magere Tier wird nun in München versorgt. Tierarzt Markus Baur nennt den Transport "fahrlässig".

Von Judith Bauer, Neunburg vorm Wald

Befreit aus der Holzkiste: Bei der Kontrolle eines Autos in der Oberpfalz hat die Polizei einen ausgewachsenen Puma entdeckt. Inzwischen ist das Raubtier in einer Auffangstation in München untergebracht. Dort bleibe es, bis die Behörden weitere Schritte beschließen, sagt Markus Baur, Tierarzt und Leiter der Einrichtung.

Polizeibeamte hatten das Puma-Weibchen Dienstagnacht in einer großen Holzbox gefunden, als sie den Wagen eines 30-Jährigen aus Baden-Württemberg in Neunburg vorm Wald überprüften. Gegen den Fahrer wird ermittelt. Es bestehe der Verdacht eines Vergehens nach dem Bundesnaturschutzgesetz, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte.

Das Tier, das sie in der Auffangstation "Penelope" getauft haben, sei möglicherweise gefährlich, sagt Baur. Um das Tier verladen und transportieren zu können, hatte die Polizei noch Dienstagnacht einen Tierarzt finden müssen, der es mit Narkosepfeil und Blasrohr betäubte. Diese Technik habe man sich bei Indigenen aus dem Amazonasgebiet abgeschaut, erklärt der Tierarzt am Telefon. Auf diese Art gefährde sich der Mensch nicht selbst und die lautlose Betäubung sei weniger stressig für das Tier als etwa ein Gewehr. Erst nach der Betäubung konnte der Puma sicher nach München gebracht werden.

Die dortige Auffangstation ist eigentlich spezialisiert auf Reptilien, hat allerdings auch eine Erlaubnis, kleinere exotische Säugetiere zu halten. So lebt das Puma-Weibchen jetzt vorübergehend zwischen Schlangen und Echsen. Unter den 3000 Tieren in der Station sind viele Königspythons und Boa Constrictors, einen Puma habe man hier noch nie beherbergt, sagt Markus Baur. Er habe eigentlich gehofft, dass es dabei bleibt, denn eine solche Katze brauche viel Platz.

Ein Puma frisst außerdem viel Fleisch. Pferdefleisch, Kaninchen, Hühner oder Reh bekommt das Tier, "möglichst in Ganzkörperfütterung", also inklusive Eingeweiden, Knochen und Fell. Der Puma sei "sehr mager", seine Flanke eingefallen, sagt der Tierarzt. Das weise möglicherweise auf eine Organerkrankung hin oder auf schlechte Haltung.

"In Osteuropa kriegen Sie alles"

Nach derzeitigem Kenntnisstand hatte der Mann, in dessen Auto der Puma gefunden wurde, das Tier in Tschechien erworben. Möglicherweise wollte er es in Baden-Württemberg als Haustier halten. Auf einem Dokument sei allerdings auch eine Empfängeradresse in Belgien genannt, sagte Baur. Er spricht von der "Achse des Bösen": dem illegalen Tierhandel zwischen Osteuropa und Benelux. "In Osteuropa kriegen Sie alles", sagt er. Beschlagnahmte Tiere landeten dann häufig bei ihm, seien es Cobras, Stachelschweine oder Affen.

Ob der Puma illegal den Besitzer wechseln sollte, ist noch nicht geklärt. Baur weist aber auf den gefährlichen Transport hin, den er "fahrlässig" nennt. "Wäre die Kiste im Auto aufgegangen, hätten wir jetzt möglicherweise einen freilaufenden Puma auf der Autobahn."

In der Auffangstation schaffen sie nun Platz, einige Tiere müssen vorübergehend Räume abtreten. Unter anderem soll der Puma ein Freigehege bekommen. Man sei außerdem auf der Suche nach einer dauerhaften Unterbringung, für den Fall, dass Penelope nicht an einen Besitzer zurückgehe. Viele Möglichkeiten gebe es nicht, denn Zoos hätten die Pumahaltung größtenteils aufgegeben. Vermutlich wird Penelope in einem Raubtierasyl landen.

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