Prunksitzung:"Das nordkoreanische Fernsehen hätte es nicht besser machen können"

Schwaben weissblau, hurra und helau

Mit "Schwaben weißblau" aus Memmingen versucht der Bayerische Rundfunk an den Quotenhit aus Veitshöchheim anzuknüpfen - vergebens.

(Foto: Ralf Wilschewski/BR)

Der Bayerische Rundfunk hat bei der Sendung "Schwaben weißblau" Bilder von Justizminister Bausback gezeigt - der war bei der Prunksitzung aber gar nicht da.

Von Hans Kratzer

So eine geballte Aufmerksamkeit erfährt der SPD-Landesvorsitzende Florian Pronold in Bayern nur alle heiligen Zeiten. Ein voller Saal, überall TV-Kameras, Hunderttausende erwartungsfrohe Zuschauer am Bildschirm - und er, Pronold, der ranghöchste Politiker im weiten Rund. Ein solches Wunder funktioniert nur dann, wenn die üblichen Platzhirsche von der CSU durch Abwesenheit glänzen.

Dieses Kuriosum trug sich neulich in Memmingen bei der Prunksitzung "Schwaben weißblau" zu, die am Freitag zur besten Sendezeit vom Bayerischen Fernsehen (BR) übertragen wurde. Als Pronold die Aufzeichnung im Fernsehen sah, bekam er freilich große Augen. Nicht er stand nämlich im Zentrum der Ehrengäste, sondern der bayerische Justizminister Winfried Bausback (CSU), der bei der Aufzeichnung von "Schwaben weiß-blau" gar nicht anwesend war.

Im Fernsehen aber saß er plötzlich munter winkend und lachend im Publikum. In Wirklichkeit waren die Bilder von Bausback am Tag zuvor bei der Generalprobe aufgenommen worden, als der Justizminister tatsächlich in Memmingen weilte. Die Bausback-Szenen hatte der BR kurzerhand in die Sendung hineingeschnitten.

Mit Politikern in Unterhaltungsformaten macht der BR nicht immer gute Erfahrungen

Pronold machte seinem Ärger am Montag auf seiner Homepage Luft. "Das nordkoreanische Fernsehen hätte es nicht besser als das Bayerische Fernsehen machen können", schimpfte er über diese trickreiche Vorgehensweise. "Warum gibt sich der bayerische Justizminister für einen solchen Betrug am Zuschauer her?", raunzte er und forderte Aufklärung vom Intendanten des BR über diese "Täuschung".

Pronold fand im Netz auch schnell Zustimmung: "So was ist schon dreist", war dort zu lesen, ein anderer unkte gar: "Wenn man so etwas schon bei einer Spaß-Sendung macht, was macht man dann erst bei Nachrichten . . ." Mit Politikern in Unterhaltungsformaten macht der Bayerische Rundfunk nicht immer gute Erfahrungen.

Vor gut einem Jahr hatte sich der Sender beim Auftritt von Finanzminister Markus Söder in der BR-Erfolgsserie "Dahoam is Dahoam" Ärger eingehandelt. Söder spielte sich selbst und hielt in einer längeren Szene einen politischen Vortrag. Dafür hagelte es heftige Kritik. BR-Intendant Ulrich Wilhelm sagte daraufhin jede Form von Politikerauftritten in der Serie ab.

Ein SPD-Chef allein - das wäre höchstens ein Faschingsscherz

In Memmingen sei dagegen alles ordnungsgemäß gelaufen, teilte der BR am Montag mit. Dass die Sendung "Schwaben weißblau" an zwei Tagen aufgezeichnet wird - mit jeweils gleichem Programm und gleicher Moderation -, sei vorab so kommuniziert worden. Die Veranstaltung mit Bausback ist deshalb laut BR nicht als Generalprobe anzusehen, sondern als gleichwertiger Aufzeichnungstag.

Die Sendung entstehe aus dem Material von beiden Tagen und beinhalte somit auch Gäste von beiden Aufzeichnungen. So betrachtet, begrüßte Moderator Georg Ried also tatsächlich kein Phantom, als er sagte: "Der Bausback isch da, ist klar, dass der Bausback da isch, der isch ja aus Aschaffenburg, Franken." Apropos Franken: Die schwäbische Prunksitzung will ja nach Kräften mit der Fastnacht im fränkischen Veitshöchheim mithalten.

Diese Sendung ist der Quotenhit des BR überhaupt und lockt fast das ganze bayerische Kabinett in die Mainfrankensäle von Veitshöchheim. Umso schlimmer, dass in Memmingen diesmal eine extrem niedrige Promidichte herrschte. Wenigstens ein Mitglied der Staatsregierung musste sich da blicken lassen, allein um die Ehre der Schwaben zu retten. Ein SPD-Chef allein - das wäre höchstens ein Faschingsscherz.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: