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Prozesse - Werneck:Neues Gutachten nach Brückeneinsturz: Neustart für Prozess

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Werneck/Schweinfurt (dpa/lby) - Fast fünf Jahre nach dem Einsturz eines Traggerüstes beim Bau einer Autobahnbrücke in Unterfranken befassen sich die Prozessbeteiligten mit einem neuen Baugutachten. Erst danach kann das Verfahren um das Unglück bei Werneck (Landkreis Schweinfurt) neu beginnen. Am 15. Juni 2016 waren Teile der im Bau befindlichen Schraudenbach-Talbrücke der Autobahn 7 eingestürzt. Etliche Bauarbeiter wurden mehr als 20 Meter in die Tiefe gerissen. Ein 38 Jahre alter Vater von zwei Kindern starb. 14 weitere Menschen wurden verletzt.

Das Verfahren war Ende 2019 nach sechs Verhandlungstagen ausgesetzt worden. Das mündliche Gutachten der damaligen Bausachverständigen wich in zentralen Fragen vom schriftlichen Gutachten ab, wie der Sprecher des Landgerichts Schweinfurt, Thomas Fenner, erklärte.

Seither wurde ein neues Gutachten erstellt. Die Verfahrensbeteiligten müssten dazu nun Stellung beziehen. Erst danach werde festgelegt, wann der Prozess wieder aufgerollt werden kann.

Im ersten Verfahren hatte ein angeklagter Statiker die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurückgewiesen. Der Ingenieur war für ein ortsansässiges Unternehmen maßgeblich mit der Planung des Gerüstes an der Brücke betraut. Er argumentierte vor dem Landgericht Schweinfurt, die ausführenden Baufirmen hätten sich nicht an seine Planungen gehalten. Wäre dies geschehen, wäre das Gerüst nicht eingestürzt.

Die Staatsanwaltschaft warf dem Mann fahrlässige Tötung sowie fahrlässige Körperverletzung in 14 Fällen vor. Ebenfalls angeklagt waren zwei weitere Ingenieure, denen Fehler bei der Abnahme der Planungen vorgeworfen werden.

Die 1965 gebaute Brücke musste unter anderem wegen ihres schlechten Zustandes erneuert werden. Die jahrzehntelange Dauerbelastung mit tonnenschweren Sattelschleppern hat auf der vielbefahrenen A7 Spuren hinterlassen. Der Ende 2019 fertiggestellte Neubau ist 236 Meter lang, bis zu 22 Meter hoch und kostete nach Angaben der Autobahndirektion Nordbayern etwa 18 Millionen Euro.

© dpa-infocom, dpa:210514-99-592059/2

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