Landshut (dpa/lby) - Ein wegen Totschlags an einer Seniorin angeklagter Pfleger hat sich zum Auftakt seines Prozesses vor dem Landgericht Landshut entschuldigt. Er bedauere, was geschehen sei, könne sich jedoch an die Tat selbst nicht erinnern, ließ der zur Tatzeit 33 Jahre alte Mann am Dienstag über seinen Anwalt mitteilen. Die Hinterbliebenen bat er um Verzeihung.
Dem inzwischen 34-Jährigen wird vorgeworfen, die Seniorin im Dezember 2022 in ihrem Haus in Eching (Landkreis Landshut) misshandelt und dabei lebensgefährlich verletzt zu haben. Ein Sohn, der mit im Haus lebte, hatte die verletzte Seniorin gefunden. Ein Enkel, der ebenfalls im Haus lebte, rief die Polizei. Die Frau war den Ermittlungen zufolge zu diesem Zeitpunkt unterkühlt und dehydriert.
Die Seniorin sei übel zugerichtet gewesen und habe vor Schmerzen gewimmert, berichtete ein Polizeibeamter vor Gericht. Anstatt der Frau zu helfen, war der Pfleger zunächst geflohen. Dann stellte er sich jedoch der Polizei.
Einige Tage nach der Attacke starb die 89-Jährige in einem Krankenhaus. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hatte der Pfleger so massiv auf Kopf und Oberkörper der im Bett liegenden Frau eingeschlagen, dass sie zahlreiche Knochenbrüche erlitt. Warum er sie angriff, war zunächst unklar geblieben.
Der Pole hatte im August 2022 die Betreuung übernommen - und war dabei fast rund um die Uhr für die Frau zuständig, wie es vor Gericht hieß. Er habe wenig geschlafen und nur etwa zwei Stunden pro Tag Freizeit gehabt.
Er soll möglicherweise wegen Alkoholkonsums und wegen eines psychiatrischen Problems nicht schuldfähig gewesen sein. Vor Gericht sagte der Mann, er habe im Oktober angefangen zu trinken und Stimmen gehört. Der Vorsitzende Richter sagte jedoch, es gebe Anhaltspunkte, dass die Schuldfähigkeit zur Tatzeit womöglich doch nicht vollständig aufgehoben war. Damit könnte der Mann strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden.
Für das Verfahren sind noch drei weitere Verhandlungstage angesetzt. Unter anderem sollen zwei psychiatrische Sachverständige gehört werden.
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