Prozess um Marcus von Anhalt:Zweiter Akt der Selbstinszenierung

Prozess gegen Marcus von Anhalt

Vor dem Landgericht Augsburg muss sich Marcus von Anhalt wegen Steuerhinterziehung verantworten.

(Foto: dpa)

Insgesamt etwa 1,5 Millionen Euro hat der Party-Prinz und Bordellbesitzer am Fiskus vorbei in die eigene Tasche schleusen wollen. Doch auch am zweiten Verhandlungstag verwechselt Marcus von Anhalt den Gerichtssaal mit einer Showbühne.

Von Korbinian Eisenberger, Augsburg

Der Bordellbetreiber Marcus von Anhalt erscheint in grauem Sakko und weißem Hemd. Mit einem Grinsen erträgt er das Blitzlichtgewitter der Fotografen. Zu einem Kommentar lässt er sich diesmal nicht hinreißen. Strafgericht Augsburg, zweiter Verhandlungstag. Marcus Eberhardt alias Prinz Marcus Frank Adolf von Anhalt soll sich an diesem Vormittag wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung erklären. Es ist der zweite Akt, der Hauptdarsteller hat drei seiner vier Anwälte um sich geschart - und scheint sich in seiner Rolle wohl zu fühlen.

Mit seinen blauen Augen sieht er den Richter angriffslustig an. "Ich sehe hier keine Straftat", sagt der gelernte Metzger und selbsternannte Bordellkönig von Deutschland. "Ich weiß, dass das deutsche Steuergesetz extrem kompliziert ist, vielleicht das komplizierteste der Welt", sagt er. Manch einer möge es verstehen, er selbst gehöre nicht dazu. "Aber ich weiß, wie man erfolgreich ein Bordell führt."

Es geht um eine "popelige Summe"

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 47-Jährigen Steuerhinterziehung "in großem Ausmaß" vor. Sie beziffert den Schaden auf 747 000 Euro. Zusätzlich soll Anhalt versucht haben, weitere 820 000 Euro zu hinterziehen. Streitpunkt sind eine Reihe von Luxuswagen "ab 'ner Million", wie Anhalt alias "Prinz Protz" betont. Eine "verhältnismäßig popelige" Summe, befindet er, wenn man bedenke, dass seine Bordelle, FKK-Clubs und Diskotheken jährlich einen hohen zweistelligen Millionenbetrag abgeworfen hätten.

Überhaupt, sagt er "jede Bordellfirma braucht einen Rolls-Royce". Insgesamt geht es um 14 Luxuskarossen. Für jede gibt es eine Dokumentationspflicht, macht der Richter deutlich. Ein Fahrtenbuch habe er nicht geführt, sagt Anhalt. Auf die Frage, ob ihm bewusst sei, dass man Firmenautos steuerlich absetzen kann, antwortet er mit "ja" und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Etwa 1,5 Millionen Euro wollte er abzweigen

Die Wagen soll Anhalt von 2007 bis 2012 als Betriebsausgaben geltend gemacht haben, obwohl er sie allesamt nur privat genutzt habe, so die Staatsanwaltschaft. Dem Angeklagten wird zudem vorgeworfen, durch unrichtige Angaben Umsatz-, Gewerbe- und Körperschaftsteuer hinterzogen zu haben. Insgesamt abgerundete 1,5 Millionen Euro habe er am Fiskus vorbei in die eigene Tasche schleusen wollen.

Anhalt gibt sich betont Mühe, die Fassade aufrecht zu erhalten: "Ich habe meine Steuern immer bezahlt." Er habe auch nicht "irgendein Schwarzgeldkonto". Die Fahrten im Porsche, Ferrari und Rolls-Royce oder eine Reise vor acht Jahren zu einer Show in Las Vegas seien alle beruflich bedingt gewesen. Anhalt erklärt das so: "In dem Moment, wenn die Kamera angeht, fängt für mich die Arbeit an."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: