Prozess um Familiendrama in Senden:Mordversuch an der Mutter - 17-Jährige verurteilt

Brutal prügelt eine Jugendliche aus Schwaben mit einer vollen Weinflasche auf ihre schlafende Mutter ein. Wegen versuchten Mordes hat das Landgericht Memmingen die erst 17-jährige Täterin jetzt zu siebeneinhalb Jahren Jugendstrafe verurteilt. Ihr mitangeklagter Vater wurde freigesprochen.

Ein 17-jähriges Mädchen ist vom Landgericht Memmingen wegen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung zu sieben Jahren und sechs Monaten Jugendstrafe verurteilt worden. Das Mädchen aus dem schwäbischen Senden hatte ihrer schlafenden Mutter nach einem Streit mit einer vollen Weinflasche mehrfach auf den Kopf geschlagen. Das Opfer erlitt schwere Hirnverletzungen, die Frau ist bis heute teilweise gelähmt und wird in einem Heim versorgt.

In ihrer Urteilsbegründung sprach die Vorsitzende Richterin von "enormer Gefühlsrohheit". "Sie war ungeheuer wütend und hat den Entschluss gefasst, die Mutter zu töten", sagte sie. Nach einer ersten Serie von Schlägen mit einer Weinflasche, die die die junge Frau mit einem Geschirrtuch umwickelt hatte, habe sie eine zweite Flasche aus dem Keller geholt und erneut brutal auf die 48-Jährige eingeschlagen, "um das Begonnene zu vollenden".

Im allerletzten Moment konnte der heimkehrende Vater damals den Rettungsdienst rufen und die Frau überlebte schwer verletzt. Der Richterin zufolge hatte die Tochter erst versucht, die Tat auf einen unbekannten Kapuzenmann zu schieben, später habe sie den Eindruck erweckt, der eigene Vater habe die Attacke begangen. Dieser saß deshalb zehn Monate unschuldig im Gefängnis. Er wurde nun freigesprochen.

Vor Gericht hatte das Mädchen zugeben, ihrer Mutter mit der Flasche auf den Kopf geschlagen zu haben. Sie habe ihrer Mutter einen Denkzettel verpassen wollen, sagte sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Die Tochter habe sich geschämt für ihre Mutter und ihr verwahrlostes Zuhause, erklärte nun die Richterin. Die Staatsanwältin hatte acht Jahre und fünf Monate Haft für die junge Frau gefordert, die Verteidigung vier Jahre.

Die Anklage war zunächst davon ausgegangen, dass auch der Vater zugeschlagen habe - um das Werk seiner Tochter zu vollenden. Dieser Verdacht erhärtete sich aber nicht. Der mitangeklagte Vater war bereits während des Prozesses aus der Untersuchungshaft entlassen worden und wurde nun wegen erwiesener Unschuld freigesprochen.

Der 46-Jährige hatte bereits zu Beginn der Verhandlung durch seinen Verteidiger erklären lassen, dass er seine Ehefrau nicht verletzt habe. Dennoch nehme er eine moralische Schuld auf sich. "Der Schlüssel für diese Tat liegt tief in der Seele dieser Familie verborgen", sagte sein Anwalt. Die 17-Jährige erklärte in ihrem Schlusswort, sie hoffe, dass ihre Mutter wieder gesund und alles gut wird. "Es tut mir unendlich leid."

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