Süddeutsche Zeitung

Nach Mord an Oppositionellem:Jugoslawischer Ex-Geheimdienstler kommt vor Gericht

Lesezeit: 1 min

Zdravko M. wird für die Hinrichtung eines jugoslawischen Oppositionellen in Bayern verantwortlich gemacht. Im April wurde der ehemalige Geheimdienstchef nach Deutschland ausgeliefert - nun wurde die Anklage gegen ihn zugelassen.

  • Der frühere jugoslawische Geheimdienstchef Zdravko M. steht von Oktober an in München wegen Beihilfe zum Mord vor Gericht.
  • Ihm wird vorgeworfen, 1983 die Ermordung eines jugoslawischen Oppositionellen angeordnet zu haben.

​Die Vorwürfe

Die Bundesanwaltschaft wirft Zdravko M. vor, 1983 die Ermordung des jugoslawischen Oppositionellen Stjepan Durekovic in Wolfratshausen angeordnet zu haben. M. war damals Leiter des jugoslawischen Geheimdienstes SDS.

Das Oberlandesgericht ließ die Anklage jetzt zu. Die Vorwürfe gegen M. und einen weiteren Geheimdienst-Informanten überschatteten 2008 die EU-Beitrittsverhandlungen von Kroatien.

Der Prozess gegen den Ex-Geheimdienstchef und seinen Mitarbeiter Josip P. beginne am 17. Oktober, teilte das Gericht mit. Die Witwe des ermordeten Durekovic wurde als Nebenklägerin zugelassen.

Die Vergangenheit von Zdravko M.

Zdravko M. war bis 1985 Chef des kommunistischen jugoslawischen Geheimdienstes SDS. Der 72-Jährige wurde im April von Kroatien nach Deutschland ausgeliefert. Seitdem sitzt er in München in Untersuchungshaft.

Josip P. war SDS-General. Ein Geheimdienst-Informant war wegen seiner Beteiligung an dem Attentat bereits 2008 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Er soll seinen Mittätern die Schlüssel zu jener Garage in der Sauerlacher Straße in Wolfratshausen besorgt haben, in der Durekovic starb. Die Täter überraschten den 57-Jährigen, als er in dem zu einer Druckerei umgebauten Raum gerade einen seiner regimekritischen Artikel kopieren wollte.

Das Opfer Durekovic war als jugoslawischer Dissident nach Deutschland emigriert. Er wurde im April 1983 in einer Garage in Wolfratshausen mit Schüssen und Schlägen auf den Kopf getötet.

Die Auftragskiller sind nach Angaben der Bundesanwaltschaft bisher nicht eindeutig identifiziert. Für den Prozess wurden 50 Verhandlungstage bis April 2015 angesetzt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2120849
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.