Alle drei Prüfer räumen ein, dass Lehrer einen gewissen Spielraum hätten. So oder so, dass der Direktor einfach selbst Hand anlegte, könne er nicht gutheißen, sagt der Ministerialbeauftragte. "Das ist ein nicht-übliches Verfahren."
Nicht üblich nur oder strafbar, das gilt es zu klären. Ist der Direktor ein Mann, dem es alleine um das Wohl der Schüler geht, deren Zukunft er gefährdet sieht, wenn im Abiturzeugnis null Punkte bei der Deutschnote stehen? Oder einer, der den Ruf des Casimirianums als Elite-Gymnasium um jeden Preis wahren will und dafür, dass es die besseren Abiturienten hervorbringt als andere Schulen, einfach die Noten schönt?
Schülerfreundlich korrigiert
Die Deutschlehrer sagen aus, einer nach dem anderen. Alle erzählen sie das Gleiche: Dass sich Erst- und Zweitkorrektoren einig waren bei der Benotung, dass sie eher schülerfreundlich korrigiert hätten und dass sie sich "selbstverständlich" an die Vorgaben des Ministeriums gehalten hätten. Und dass sie ihre Noten nicht ausbessern wollten, als der Direktor eine Sondersitzung einberief und mitteilte, dass diese zu schlecht seien. Schlechter als am Ernestinum, einem anderen Coburger Gymnasium, und an einer weiteren Schule.
Ob es denn wieder so gehen sollte wie 2012, soll dann jemand gefragt haben, denn da hat der Chef offenbar schon einmal die Deutschnoten um einen Punkt korrigiert, wie sich im Lauf der Verhandlung herausstellt. Damals hätte sie das noch mitgemacht, erzählt eine junge Lehrerin, "aus Unwissenheit, Angst, Überrumpelung". 2011 soll der Direktor die Noten eines Schülers im Geschichts-Colloqium verbessert haben.
Direktor fühlt sich im Recht
Dass er das darf, davon ist der Direktor offensichtlich überzeugt. Und seine Lehrer nahmen es eine Zeitlang einfach hin. Das ist am Casimirianum nicht folgenlos geblieben. Die Stimmung sei gedrückt, beschreibt ein Lehrer. "Man fragt sich schon, ob öfter in Noten eingegriffen wurde." Und ob man als Deutschlehrer eigentlich noch geschätzt werde.
Der Direktor ist weiter im Amt, das Kultusministerium will das Ergebnis der Verhandlung abwarten. "Der Weg war der falsche", sagt ein Sprecher, aber eventuelle disziplinarische Maßnahmen werde es erst nach dem Urteil geben. Das soll in zweieinhalb Wochen fallen.