Prozess in Augsburg:Hebamme missbraucht eigene Kinder

  • Eine 37-jährige Hebamme soll ihre siebenjährige Tochter und ihren einjährigen Sohn sexuell missbraucht und die Taten gefilmt haben.
  • Offenbar hatte sich die Frau von mehreren Internet-Kontakten zu den Taten animieren lassen - hinter allen Profilen steckte ein pädophiler Mann.
  • Vor Gericht sagte die Mutter, sie habe ihren Kindern "was Gutes tun" wollen.

Von Stefan Mayr, Augsburg

Ein verstörender Fall von schwerem sexuellen Missbrauch an Kindern ist am Freitag vor dem Landgericht Augsburg abgeschlossen worden. Täterin war die Mutter, sie manipulierte sowohl bei ihrer sieben Jahre alten Tochter als auch bei ihrem einjährigen Sohn massiv an den Genitalien und filmte das Geschehen mit dem Handy. Allerdings wollte sie sich damit nicht selbst sexuelle Lust verschaffen und auch die Aufnahmen nicht weiterverkaufen. Vielmehr wollte sie ihren Kindern "zu einer selbstbestimmten Sexualität verhelfen", wie sie während des dreitägigen Prozesses vor der Jugendkammer betonte. "Ich wollte ihnen was Gutes tun", sagte die 37-jährige dreifache Mutter. Dass die Angeklagte einen Intelligenzquotienten von 130 hat und von Beruf Hebamme ist, macht die Geschichte noch seltsamer.

Noch mehr Staunen rief die Vorgeschichte der Taten hervor. Die Mutter ließ sich zu ihren außergewöhnlichen Erziehungsmethoden von mehreren Internet-Kontakten animieren, die sie persönlich nie kennengelernt hatte. Hinter allen Profilen steckte ein pädophiler Mann, der sich kinderpornografische Filme besorgen wollte.

"Ratschläge" von einem Pädophilen

Er begann mit der Angeklagten einen Dialog über Aufklärung bei Kindern. Dabei gab er vor, Rat zu suchen, weil sein sechsjähriger Sohn angeblich beginne, sich selbst zu befriedigen. Der Mann forderte die Angeklagte auf, ihre Kinder zu stimulieren, diese dabei zu filmen und die Aufnahmen dann ihm zu schicken. Dabei gab er konkrete Anweisungen und "Ratschläge". Die Mutter machte, was er ihr antrug. Dabei hantierte sie an ihren jüngsten Kindern mit Zahnbürste und Pinsel herum. Nur die elf Jahre alte Tochter verweigerte sich.

Das Landgericht verurteilte die Mutter zu drei Jahren und vier Monaten Haftstrafe. Dabei ging die Kammer von einer verminderten Schuldfähigkeit aus und empfahl eine Therapie. Der Vorsitzende Richter sprach von einer "tief greifenden Unsicherheit" und "kritiklosem Gutmenschentum". Die Angeklagte versuche stets, "jedem zu helfen und es allen Recht zu machen".

Die Angeklagte nahm das Urteil gefasst zur Kenntnis und akzeptierte es noch im Sitzungssaal. Danach sprach ihr der Richter Mut zu: "Nutzen Sie die Zeit, damit für Sie alles wieder auf einen guten Weg kommt." Ihre Kinder leben nun beim Vater. Dieser hat seinen Beruf aufgegeben, um sie betreuen zu können.

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