Prozess:32-Jähriger soll Nachbarinnen aus Habgier ermordet haben

Doppelmordprozess Augsburg; Prozess gegen mutmaßlichen Doppelmörder in Augsburg

Waldemar N. zwischen seinen Verteidigern Hansjörg Schmid (links) und Walter Rubach. Der Angeklagte hat sich zu den Vorwürfen nicht geäußert.

(Foto: Stefan Puchner/dpa)
  • Im Dezember 2016 verschwanden zwei Frauen aus dem Langkreis Augsburg. Knapp zwei Wochen später wurden ihre Leichen gefunden.
  • Der Nachbar der Opfer muss sich nun vor Gericht verantworten. Der Angeklagte schweigt zu den Vorwürfen.
  • Das Landgericht Augsburg hat einen Indizienprozess mit 16 Verhandlungstagen geplant.

Aus dem Gericht von Christian Rost

Über Nacht verschwanden im Dezember 2016 zwei Frauen aus Gersthofen im Landkreis Augsburg. Tagelang sorgten sich Freunde und Angehörige von Elke W. und ihrer Lebensgefährtin Beate N., wo die beiden abgeblieben sein konnten. Die 49 und 50 Jahre alten Frauen verreisten gerne und oft, doch diesmal hatten sie niemandem von einer Unternehmung erzählt.

Ihr Haus im Stadtteil Hirblingen war aufgeräumt, ihr Auto fand die Polizei nach einer Vermisstenanzeige von Verwandten in der Nähe ihres Wohnortes. Hinweise auf ein Gewaltverbrechen ergaben sich zunächst nicht.

Doch dann entdeckten die Ermittler Blutspuren im Haus, das zuvor jemand gründlich gereinigt hatte. Knapp zwei Wochen später herrschte traurige Gewissheit: Elke W. und Beate N. sind tot. Ihre Leichen, die eine Vielzahl von Messerstichen aufwiesen, lagen verscharrt am Ufer des Flusses Schmutter. Ihr Nachbar Waldemar N., der ihnen stets freundlich begegnet war, soll sie aus Habgier umgebracht haben.

Seit diesem Mittwoch muss sich der 32-Jährige wegen Doppelmordes am Landgericht Augsburg verantworten. Waldemar N. betreibt Kraftsport, das sieht man am gewölbten Brustkorb des sonst nicht sonderlich auffälligen Mannes. Schwarzes Haar, grauer Pulli, wortkarg - so präsentiert sich der Maschinenführer vor dem Schwurgericht. Weder zum Tatvorwurf noch zu seiner Person werde sich der Angeklagte äußern, richtet sein Verteidiger Walter Rubach aus.

Als dann die Anklage verlesen und eine Tat beschrieben wird, bei der zwei Frauen angeblich nur wegen wenigen Tausend Euro sterben mussten, schüttelt N. immer wieder den Kopf und macht sich Notizen. Die Staatsanwältin stellt den Angeklagten als hoch verschuldeten Mann dar, der 130 000 Euro an Krediten offen und sein Konto permanent überzogen hatte. Er wohnte noch bei seinen Eltern, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Elke W. und Beate N., die nach einer Erbschaft durchaus vermögend waren.

In Schlafsäcken eingewickelt und vergraben

Das Verhältnis der Nachbarn war so gut, dass Elke W. und Beate N. der Mutter des Angeklagten ihren Hausschlüssel überließen, damit sie während ihrer Reisen die Katze versorgte. Am Morgen des 9. Dezember 2016 soll Waldemar N., der gerade seine Nachtschicht beendet hatte, die Schlüssel an sich genommen haben und mit zwei Küchenmessern bewaffnet in das Haus der Opfer eingedrungen sein.

Er attackierte laut Staatsanwaltschaft Beate N., die eine Vielzahl von Stichverletzungen davontrug, alleine sieben im Bauch- und Brustbereich. Der Mann soll sie auch geschlagen haben, damit sie die Geheimnummern ihrer beiden Bankkarten preisgibt. Ebenfalls mit den Messern soll er acht Mal auf Elke W. eingestochen haben. Beide Frauen verbluteten. In Schlafsäcken eingewickelt soll er sie zwei Tage später an den Fluss gebracht und mit einem Spaten vergraben haben, den er laut Anklage eigens zu diesem Zweck in einem Baumarkt gekauft hatte.

Mit den EC-Karten von Beate N. wurden in der Folge an verschiedenen Geldautomaten in Gersthofen, Neusäß und auch in Prag insgesamt 5020 Euro abgehoben. Eine Woche nach dem gewaltsamen Tod der beiden Frauen nahm die Polizei Waldemar N. fest. Seitdem schweigt er. Für den Indizienprozess sind 16 Verhandlungstage angesetzt.

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