Prozess:Chefarzt-Prozess: Zeugin bestätigt Vergewaltigungsvorwürfe

Auftakt Prozess gegen Ex-Chefarzt wegen Vergewaltigung

Der Prozess um einen ehemaligen Chefarzt, dem Vergewaltigung vorgeworfen wird, läuft in Bamberg.

(Foto: dpa)
  • Tag zwei im Prozess gegen einen Bamberger Chefarzt, dem Vergewaltigung einer Mitarbeiterin vorgeworfen wird: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat das mutmaßliche Opfer den 46-Jährigen schwer belastet.
  • Der Arzt hatte zum Prozessauftakt eine Erklärung verlesen lassen, in der er beteuerte, der sexuelle Kontakt sei einvernehmlich gewesen. Er sprach von einem Komplott mehrerer Mitarbeiterinnen.

Von Olaf Przybilla, Bamberg

Im Prozess gegen einen früheren Chefarzt des Klinikums Bamberg, der eine Mitarbeiterin vergewaltigt haben soll, hat die Hauptbelastungszeugin ausgesagt. Die 38-Jährige, die im Prozess auch als Nebenklägerin auftritt, wurde vom Gericht mehrere Stunden vernommen. Zu ihrem Schutz wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Nach Angaben des Gerichtssprechers Nino Goldbeck stellte die Frau das Kerngeschehen so dar, wie es in der Anklage dargelegt ist. Demzufolge soll der Chefarzt sie unter einem Vorwand in die Küche der Klinik-Außenstelle in Neustadt an der Aisch gebeten, dort die Tür verschlossen und sie aufgefordert haben, Oralverkehr mit ihm auszuüben. Trotz mehrfach verbal und körperlich zum Ausdruck gebrachten Widerstands habe der Chefarzt seine Hose geöffnet und sei am Ende mit der Zunge in den Mund der Frau eingedrungen.

Die Zeugin gab zudem an, der Chefarzt habe sich ihr bereits 2014 mit sexuellen Absichten genähert. Sie sei darauf zunächst aber nicht eingegangen. 2015 sei es dann doch erstmals zum sexuellen Kontakt gekommen. In der Folge hätten sich bei weiteren Gelegenheiten sexuelle Handlungen ergeben. Die Zeugin habe betont, sie habe diese innerlich zwar nicht gewollt, ihren Widerwillen aber nach außen hin nicht deutlich gemacht.

Im Dezember 2016, beim inkriminierten Vorfall, habe sie ihre ablehnende Haltung aber unmissverständlich geäußert. Die Initiative sei bei allen Vorfällen vom Chefarzt ausgegangen. Sie habe sich keine Hoffnungen auf eine Beziehung gemacht. Auch von der Verteidigung wurde die 38-Jährige befragt. Dabei wurde hinterfragt, ob der angebliche kurze Oralverkehr 2016 tatsächlich gegen den Willen der Frau erfolgt sei und ob der vermeintlich entgegenstehende Wille der Frau für den Chefarzt erkennbar gewesen ist. Der Prozess wird fortgesetzt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: