Süddeutsche Zeitung

Protestkundgebung:Warnstreik am Klinikum Augsburg

Mitarbeiter klagen über schlechte Personalausstattung und Stress

Am Klinikum Augsburg sind am Montag unter anderem auch neun von 24 OP-Sälen bestreikt worden. "Die Notfallversorgung war aber zu jedem Zeitpunkt sichergestellt", sagte Stefan Jagel, Sprecher der Gewerkschaft Verdi im Bezirk Augsburg. Rund 300 Mitarbeiter des Klinikums seien dem Aufruf zum Warnstreik gefolgt. An der Protestkundgebung vor dem Augsburger Rathaus hätten gar 400 Beschäftigte teilgenommen. Der Warnstreik sei unumgänglich gewesen, da die Arbeitgeberseite keine Bereitschaft gezeigt habe, "Entlastung für die Beschäftigten zu schaffen". Auch in Augsburg führe "die schlechte Personalausstattung" zu einer permanenten Überlastung der Mitarbeitenden, sagte Jagel. Verdi fordert deshalb unter anderem, eine Mindestpersonalausstattung im Tarifvertrag festzulegen.

Tage vor dem Warnstreik hatte sich die Gewerkschaft mit der Klinikleitung über das Ausmaß der Arbeitskampf-Maßnahme geeinigt, um keine Patienten zu gefährden. Dadurch konnte der Bereich der Herz-Thorax-Chirurgie sowie der internistische Bereich weitgehend aufrecht erhalten werden. Dennoch, so hatte Verdi-Sprecher Jagel im Voraus angekündigt, werde der Warnstreik nicht folgenlos bleiben. Er ging davon aus, dass am Montag "etwa 200 der insgesamt 1740 Betten im Krankenhaus nicht belegt werden" könnten.

Ursprünglich hätte bereits am vergangenen Dienstag gestreikt werden sollen. Verdi blies die Aktion aber kurzfristig ab, die Gegenseite konnte sich so auf den Streik vorbereiten. Um die Pläne der Augsburger Gewerkschafter zu durchkreuzen, hatte die Klinikumsleitung zunächst den Verdi-Bundesvorstand angeschrieben. Sensible Bereiche wie die Herz-Thorax-Chirurgie zu bestreiken, das könne man nicht nachvollziehen, sagte Michael Beyer, der Ärztliche Vorstand des Klinikums Augsburg.

Verärgert ist auch Martin Sailer, Landrat des Kreises Augsburg. In einer Mitarbeiterversammlung wurde vor dem Streik aus einem Brief von Sailer zitiert, der dem Verwaltungsrat des Klinikums vorsteht. Darin beschuldigte er Verdi, die Umwandlung zur Uniklinik auf den allerletzten Metern zu gefährden. Schließlich müsse das Gesetz zur Umwandlung des Augsburger Klinikums in eine Uni-Klinik noch durch den Landtag. Und dort habe das Vorhaben nicht nur Freunde, warnte Sailer nach Darstellung von Klinik-Mitarbeitern.

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SZ vom 26.09.2017 / dm
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