Protest mit Petition:Oben ohne

Simbacher Bauern wehren sich gegen geplante Stromtrasse und fordern Erdkabel

Von Maximilian Gerl, Simbach am Inn

Eine im Raum Simbach (Landkreis Rottal-Inn) geplante Stromtrasse spaltet weiter die Gemüter: Betroffene Grundstückseigentümer wollen sich nun mit einer Petition gegen den Bau der 13 Kilometer langen Oberleitung wehren. Sie fordern einen anderen Trassenverlauf - und Erdkabel. "Wir beklagen, dass in dem laufenden Planfeststellungsverfahren für die Höchstspannungsleitung B 153 bislang die Möglichkeiten der Erdverkabelung nicht einmal untersucht worden sind", heißt es. Der Freistaat solle dafür sorgen, dass diese Möglichkeit "detailliert geprüft" werde. Am 5. März wollen die Betroffenen ihre Petition auf einer Veranstaltung in Kirchberg unterzeichnen und anschließend im Landtag einreichen.

Die Planungen für die 380-Kilovolt-Leitung sind weit fortgeschritten. Normalerweise hätten die Betroffenen also schlechte Aussichten mit ihrem Begehr. Doch inzwischen schöpfen sie wieder Hoffnung. Das liegt an Berlin, den Koalitionsverhandlungen in Berlin - und an Florian Pronold (SPD), der in Berlin mitverhandelte.

Im September hatte Pronold im nahen Wurmannsquick Trassengegner besucht. Wie in Simbach ist dort eine Oberleitung geplant; wie in Simbach fürchten Bauern um ihre Existenz. Auch sie sähen die Leitung lieber tief unter der Erde. Pronold sicherte damals seine Unterstützung zu. Anfang Februar meldete er sich wieder zu Wort, diesmal per Pressemitteilung. "Mein Einsatz war von Erfolg gekrönt. Im Energie-Kapitel des Koalitionsvertrages wird die Möglichkeit geschaffen, auch bei Wechselstromtrassen eine Erdverkabelung vorzusehen."

Tatsächlich ist die Lage bei Erdkabeln kompliziert. Sie dürfen derzeit nur unter vergleichsweise strengen Kriterien verlegt werden. Die Simbacher werfen zwar der zuständigen Netzbetreiberin Tennet vor, die Möglichkeiten einer Erdverkabelung bislang nicht geprüft zu haben. Tennet jedoch hat wiederholt darauf hingewiesen, dass sie gar keine Erdkabel verlegen dürfe, weil die gesetzlichen Grundlagen fehlten. Weshalb Union und SPD vereinbart haben, künftig mehr Spielraum zu schaffen. Laut Koalitionsvertrag werde man "mehr Akzeptanz für den Netzausbau schaffen", indem mehr Erdkabel ermöglicht würden, gerade beim Wechselstrom. Wie die neuen Möglichkeiten genau aussehen sollen, darüber schweigt das Papier - nur eine Einschränkung wird getroffen: "soweit technisch machbar". Von der Machbarkeit wiederum sind die Simbacher überzeugt. Sie verweisen in ihrer Petition auf Berlin. Quer durch die Stadt verläuft eine 380 Kilovolt starke und rund acht Kilometer lange Erdkabelstrecke. Die Simbacher schlagen vor, die in Berlin erprobte Technik nun in Simbach einzusetzen. Als Trasse käme unter anderem "der Straßengrund der Bundesstraße B 12" infrage. Das habe zudem den Vorteil, dass die Stromtrasse nur drei, vier Kilometer lang sei statt 13.

Eine andere Sache indes könnte den Simbachern schnell wieder Hoffnung rauben. Auch sie hat mit Florian Pronold zu tun, genauer mit seiner Partei. Denn derzeit stimmen die SPD-Mitglieder ab, ob eine große Koalition zustande kommt. Es könnte eng werden. Wenn die Simbacher Pech haben, sind die neuen Erdkabel-Möglichkeiten Geschichte, noch bevor sie Realität waren.

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