Prostitution in der Provinz:Diskretion gehört zum Gewerbe

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Das Problem ist nur: Die Amberger Prostituierten verhalten sich geradezu vorbildlich. Laut Polizei gibt es kaum einen Grund zur Beschwerde, dies hat Inspektionsleiter Robert Hausmann kürzlich erst bei einer Anhörung im Stadtrat deutlich gemacht. Ein weiterer Vorteil für die Beamten: Solange man den Standort der Etablissements kenne, sei das Milieu gut zu kontrollieren. Ein Verbot hingegen könne Prostituierte in die Illegalität treiben.

Aus Sicht der Polizei, die in erster Linie auf Sicherheit bedacht sei, könne er diesen Argumenten durchaus folgen, sagt Rechtsreferent Mitko, "aber das ist nicht unsere Stoßrichtung": Der Stadt gehe es um Jugendschutz, die Wahrung des sittlichen Anstandes sowie das äußere Erscheinungsbild. Denn anscheinend bietet Prostitution auch interessante Anreize für den Immobilienmarkt. Etliche Appartements befänden sich in heruntergekommenen Gebäuden, mit denen noch einmal gut Geld zu verdienen sei, wie Mitko festgestellt hat. Freiern sei es offenbar egal, wie die Häuser aussehen. Und Vermieter kassierten ab.

Für Bärbel Ahlborn, die Leiterin der Beratungsstelle "Kassandra" für Prostituierte in Nürnberg, wird "wieder einmal auf die falschen Leute losgegangen". Wenn die Stadt Probleme mit Vermietern habe, solle sie die doch mit denen lösen, nicht aber Prostituierte vertreiben oder in die Illegalität drängen. Ahlborn ist überzeugt, die Frauen ließen mit sich reden, etwa beim Verzicht von Rotlicht, das in Amberg ohnehin nur noch selten zu finden ist. Das Gewerbe lebt von der Diskretion. "Zu glauben, dass Prostitution durch ein Verbot verschwindet, ist eine Illusion", sagt Ahlborn.

Die Stadt wäre bereits zufrieden, wenn die Prostituierten nach Regensburg oder Nürnberg weiterziehen würden. In Städten unter 30.000 Einwohnern ist Prostitution ganz verboten, in Städten mit 30.000 bis 50.000 Einwohnern kann die Bezirksregierung Sperrbezirke schaffen. Ob es in Amberg dazu kommen wird, ist völlig offen. Den ersten Antrag der Stadt hat die Regierung vor wenigen Tagen mit einem vierseitigen Brief beantwortet, in dem sie weitere Informationen wünscht. Mancher Amberger hält die Diskussion über den "Puffstandort Nummer eins" sogar für ziemlich übertrieben.

Ein paar Menschen fürchteten wohl um den Wert ihrer Immobilien, heißt es. Dass sich der Stadtrat einstimmig für einen Sperrbezirk ausspricht, sei wenig verwunderlich. Wer würde sich schon öffentlich für Prostitution einsetzen? Doch der Markt sei offensichtlich vorhanden.

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