Produktköniginnen:Bayerns Landadel

Von wegen im Freistaat gebe es keinen Monarchen mehr. Es wimmelt gerade so davon. Von der Zwiebel- bis hin zur Karpfenkönigin ist alles dabei. Einmal im Jahr kommen sie alle zusammen. Eine "blaublütige" Galerie.

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Auf dem Zentral-Landwirtschaftsfest treffen Bayerns Königinnen aufeinander - von der Zwiebel- über die Gurken bis hin zur Karpfenkönigin sind alle gekommen. Und Bauernpräsident Gerd Sonnleitner macht vor den Damen den Diener - eine Aufgabe, die ihm sicherlich nich völlig zuwider war.

Fotos: Heddergott; Texte: Charlotte Frank, Roman Deininger

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Meerrettichkönigin

Als Meerrettichkönigin Katja Hammerl aus Baiersdorf inthronisiert wurde, tat sie erstmal, was man als Star eben so tut: Sie ließ Autogrammkarten von sich drucken. Für all ihre Fans auf der Straße. Das Foto zeigt Katja vor ländlicher Kulisse, die weinrote Frisur setzt sich kess, aber doch irgendwie königlich vom pfirsichfarbenen Dirndl ab.

Die Königin der scharfen Wurzel muss sich richtig ins Zeug legen, schließlich ist es viel kniffliger, das Gesicht des Meerrettichs zu sein als zum Beispiel eine liebliche Blütenprinzessin. Die 29-Jährige schlägt sich aber glänzend. Ob es in Baiersdorf schon einen Fanclub gibt, ist unbekannt.

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Kartoffelkönigin

Wenn Barbara Karmann, 21, Kartoffelkönigin aus dem oberbayerischen Dinkelshausen, ins Mikro jubelt: "Grüß Gott, i bin die Barbara und repräsentier' die bayerische Knolle", klingt das noch ganz harmlos. Doch Obacht! Hinter der rosagrünen Dirndlfassade der Dinkelshauser Oberknolle steckt eine knallharte Lobbyistin. "Ich will einen fairen Kartoffelpreis", sagt sie. Und: "Ich will, dass die Kartoffel ins rechte Licht rückt."

So viel "ich will", das klingt, als wäre Barbara eine richtige Kartoffel-Potentatin. Ihren Obst- und Gemüsekolleginnen ist sie damit ein Vorbild. Sogar zum Kirschblütenfest wurde sie schon eingeladen.

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Honigkönigin

Bitte Folgendes nie verwechseln: Michaela Resch aus Kirchberg ist niederbayerische Honigkönigin. Nicht Bienenkönigin. Der Unterschied dürfte seit Willi und Biene Maja klar sein. Michaelas Titel so zu verhöhnen wäre also, als würde man Caroline von Monaco Camilla Parker Bowles nennen. Oder Gabriele Pauli Monika Hohlmeier.

In Amtskluft wirkt die 19-Jährige mit ihrer gelben Schärpe zum schwarzen Kleid trotzdem oft wie ein kleines, aufgeregtes Bienchen, etwa wenn sie sagt: "Das Beste in meiner Amtszeit war ein Tag mit Günther Beckstein und der Waldkönigin am Arber." An wem von beiden das lag, blieb offen.

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Karpfenkönigin

Mit der Karpfenkönigin ist das ein bisschen wie mit dem Papst oder sagen wir, zumindest wie mit Prinz Charles. Also, nicht weil die beiden, der Papst und der Charles, jetzt auch auf Werbetour für hochrippigen Karpfen im Pastetenmantel durch bayerische Supermärkte tingeln. Sondern, weil sie, genau wie Karpfenkönigin Sabine Plätzer aus Höchstadt an der Aisch, auf Lebenszeit im Amt sind.

"Über so eine lange Zeit ist das ganz schön viel Verantwortung", sagt die 31-Jährige, aber als echter Aischgründerin sei ihr der Karpfen schon in die Wiege gelegt worden. Dafür hat sie sich dann ja doch noch ganz gut entwickelt.

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Spargelkönigin

Eines vorweg: Im Geschmackswettstreit von Schrobenhausener und Abensberger Spargel vertritt die Süddeutsche Zeitung eine Position uneingeschränkter Neutralität. Als nicht überprüfbar muss die Behauptung der Abensberger Spargelkönigin Anna-Lisa gelten, ihre Schrobenhausener Konkurrentin Sabrina (19 Jahre, unser Bild) würde in Wahrheit lieber Pommes essen als Spargel.

Festzuhalten ist: Beide Majestäten haben einflussreiche Freunde. Anna-Lisa war mit Erwin Huber Nordic-Walken, Sabrina trifft am Freitag Günther Beckstein. Dem Ministerpräsidenten ist zu raten: Neutral bleiben. Uneingeschränkt.

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Gurkenkönigin

Man kann ja nicht alles wissen. Deshalb muss es auch durchgehen, wenn man als Gurkenkönigin auf die Frage, welche Gurkensorten es gibt, antwortet: "Äh, da kenn ich jetzt keine." Weniger Auskunft hätte wohl auch der Milchprinz auf die Gurkenfrage nicht geben können.

Die kleine Wissenslücke aber erklärt sich durch den Umstand, dass Michaela Hackl aus Anning bei Osterhofen die einzige Bewerberin auf den Gurkenjob war. "Viele Mädchen wollen wahrscheinlich lieber so etwas wie Rosenkönigin sein", vermutet die 21-Jährige. Selbst schuld: "Die Gurke zu repräsentieren, das ist was ganz was Tolles."

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Krautkönigin

Eine gewisse Professionalisierung durchdringt viele Lebensbereiche, und sie macht auch vor der Krautköniginnenszene nicht halt. Nehmen wir die amtierende Krautkönigin von Merkenbach, Katja I. - 21 Jahre und mit allen Wassern gewaschen. Krauthobeln? "Macht Spaß und hält fit."

Das Ansehen des mittelfränkischen Krauts in der Welt? "Steht für Tradition und Moderne." Aber mal ehrlich, hängt einem das ganze Kraut nicht irgendwann zum Hals heraus? "Von unserem Kraut bekomme ich nie genug." Teufel nochmal! Mit diesem Medientrainer könnte FW-Chef Hubert Aiwanger UN-Generalsekretär werden.

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Waldkönigin

Produktkönigin sein, das bedeutet auch, sich immer wieder neu zu erfinden, ungekannte Seiten hervorzukehren, in fremde Rollen schlüpfen. Kaum eine beherrscht das so gut wie Andrea Fritz. Eigentlich ist die 23-jährige Andrea Finanzbeamtin in München. Aber wenn sie ihre Krone aufsetzt und ihr Zepter schwingt, möchte man meinen, sie habe einen alten Inka-Kopfschmuck aus dem Völkerkundemuseum gemopst und ihre Oma um die Gardinenstange im Klofenster erleichtert.

Stimmt aber nicht. Wenn Andrea in diesem Aufzug auftritt, ist sie niemand anders als Bayerns Waldkönigin. Ein Exempel an Wandlungsfähigkeit.

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Zwiebelkönigin

Zwiebelkönigin Johanna Esterl, 25, aus dem mittleren Vilstal nimmt es mit ihrem Auftrag besonders ernst. "Charlotte?", fragt sie begeistert, als sich die Reporterin vorstellt, "Toll! Sie heißen ja wie eine Zwiebel." Naja. In Sachen Orthographie hätte es bei Johanna vor der Krönung vielleicht noch das eine oder andere zu schleifen gegeben, aber egal. Hauptsache ist ja, dass eine Zwiebelkönigin die Wörter "Zwiebel" und "Schalotte" fließend aussprechen kann. "Ansonsten muss man eigentlich nur die Zwiebel repräsentieren", sagt die Niederbayerin. Dass anderen dabei manchmal fast die Tränen kommen, ist doch normal.

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Bierkönigin

Am Ende des Tages wird die Rettenberger Bierkönigin Cornelia Soier noch aus Versehen politisch: "Ein Glas reicht, und ich setze mich nicht mehr ans Steuer", sagt sie. Oha! Ist hier etwa jemand in politischer Mission unterwegs? Eine rote Bier-Baronin, sozusagen? "Hä?" sagt die 20-Jährige Tourismusmanagement-Studentin, "wieso denn das?".

Egal, nächste Frage: Kann sie als Bierkönigin die Männer so richtig unter den Tisch trinken? "Naja, trinkfest muss man schon sein", sagt Cornelia. Sonst sei so ein Bockbieranstich gar nicht zu überstehen. Auch wenn ihre Bierzeltauftritte "eher repräsentativ" seien. Natürlich.

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