Wikingerschiff am Chiemsee: „Schlau war’s nicht, aber geil!“

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Ist aus noch unklaren Gründen gesunken: das nachgebaute Wikingerschiff "Freya". (Foto: Peter Kneffel/dpa)

In Prien am Chiemsee ankerte seit einigen Jahren das Schiff aus den „Wickie“-Filmen. Gäste beförderte die „Freya“ nicht mehr, es fehlte der TÜV. Nun ist sie gesunken – und damit auch eine Viertelmillion Euro.

Von Deniz Aykanat

Es war wettertechnisch ungemütlich in den letzten Tagen. In Oberbayern, zumal in Alpennähe, sogar arg ungemütlich. Aber dass gleich Schiffe sinken, damit konnte nun wirklich niemand rechnen. War aber so. In Prien am Chiemsee ist in der Nacht zu Montag das Wikingerschiff „Freya“ in den Fluten des bayerischen Meers untergegangen. Das Original-Schiff aus dem Kinofilm „Wickie auf großer Fahrt“ sank an seinem Liegeplatz am Westufer des Chiemsees, wie von der Wasserschutzpolizei zu erfahren ist.

Von einem Wikingerschiff hätte man schon einen würdigeren Abgang erwartet. Eine vorangegangene Schlacht mit Piraten oder Ähnliches. Nun ist die ehemalige Filmkulisse aber einfach in der Parkposition weggeblubbert – warum, das ist noch unklar. Dabei hatte alles ganz filmreif begonnen.

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2016 kauften drei Freunde das Filmschiff "Freya". Mehrere Jahre ruderten sie mit Gästen damit über den Chiemsee. Doch seit der vergangenen Saison fehlen mehrere Zehntausend Euro, um es wieder in Fahrt zu bringen.

SZ PlusVon Melissa Dennebaum

Drei Freunde kauften 2016 das Wickie-Schiff und ruderten mehrere Jahre mit Gästen über den Chiemsee – mit Besatzung in Wikinger-Tuniken, Getränkekarten in Runen und Gälisch und Musikbeschallung. Fast 250 000 Euro an Investitionen kostete das die drei. „Schlau war’s nicht, aber geil!“, sagte einer von ihnen, Lothar Böhm, vor einem Jahr der SZ. Denn Gäste befördert hat das Wikingerschiff da schon nicht mehr – weil es keinen TÜV bekam. Mehrere Zehntausend Euro fehlten für einen Umbau.

Die Hoffnungen, dass die „Freya“ wieder auslaufen könnte, sind in der Nacht zu Montag auf den Grund des Chiemsees gesunken. Der historisch nicht ganz authentische Dieselmotor, das Öl und die Batterien im Schiffsrumpf erschwerten die Bergungsarbeiten. Die Feuerwehr musste eine Ölsperre rund um das Schiff verlegen, bevor das 17 Meter lange und elf Tonnen schwere Ungetüm mit einer Seilwinde ans Ufer gezogen werden konnte.

Auf „große Fahrt“ geht die „Freya“ jetzt nicht mehr, weder mit Wickie noch mit den sonst bis zu 40 Gästen, die das Schiff beherbergen konnte. Eine Viertelmillion Euro sind futsch und auch der Anblick. An das Wikingerschiff am Bootssteg in Prien hatte man sich ja irgendwie gewöhnt, das gehörte schon fast dazu wie das Bergpanorama an klaren Tagen. Irre, so könnte man die ganze Aktion im Nachhinein vielleicht beschreiben oder – mit den Worten von „Freya“-Käufer Böhm: „eine Fetzngaudi“.

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