Süddeutsche Zeitung

Zum Tod von Veronika Fitz:Wenn schon berühmt werden, dann bitte langsam

Lesezeit: 2 min

Sie spielte an den Kammerspielen, dem Burgtheater und der Schaubühne. Berühmt wurde sie jedoch in der BR-Serie "Die Hausmeisterin". Zum Tode einer Aufrichtigen.

Nachruf von Carolin Gasteiger

Um eine Sache hat sie den lieben Gott einmal gebeten. Als die Münchner Kritiker Veronika Fitz, wie sie dem Bayerischen Rundfunk zu ihrem 80. Geburtstag erzählt hat, zu Beginn ihrer Karriere als neuen Stern am Volkstheaterhimmel feierten, schrieb sie in ihr Tagebuch: Wenn schon berühmt werden, dann bitte langsam. Hat er erfüllt, fügte sie an.

Ihren größten Erfolg feierte Veronika Fitz nämlich spät. Als Hausmeisterin in der gleichnamigen BR-Serie wurde sie Ende der Achtziger/Anfang der Neunziger einem Millionenpublikum bekannt. Die Geschichte ging so: Martha Haslbeck, kupferfarbene Dauerwelle und blaue Kittelschürze, trennt sich mit Anfang 50 von ihrem Luftikus-Ehemann "Josef Bärli" (Helmut Fischer) und lernt bald den Griechen Costa kennen, dem sie die unvergleichlichen Worte hinhaucht: "Ich hätte dich genauso lieb, auch wenn du ein Türke wärst." Lakonisch, humorvoll und auch ein bisschen melancholisch verhandelten die Episoden den Alltag der kleinen Leute im Münchner Stadtteil Haidhausen. Das Haus in der Balanstraße 19, in dem sich Haslbeck um Wut und Weh von Haidhausen und der Welt kümmerte, steht immer noch. Was sie am meisten mit Martha Halsbeck verbinde, wurde Veronika Fitz einmal von der SZ gefragt. "Ihre Aufrichtigkeit vielleicht", sagte sie.

Aufrichtig. Ehrlich. Bodenständig. Mit diesen Attributen verknüpfen Freunde, Bekannte und Kollegen das Wesen der Schauspielerin. Dabei hatte Fitz, die aus dem großen Münchner Künstlerclan stammt, zu dem ihre Nichte Lisa und ihr Neffe Michael Fitz gehören, schon groß angefangen. Als Kind spielte sie auf Mutters Kinderbühne mit, und bald war klar, dass sie nichts anders als Schauspielerin werden will.

An der Otto-Falckenberg-Schule ausgebildet, spielte sie am Münchner Volkstheater und am Wiener Burgtheater mit Klaus Maria Brandauer und Senta Berger. In den Fünfzigern trat sie in Heimatfilmen wie "Die Geierwally" oder "Das Wirtshaus im Spessart" auf. Sie spielte im Tatort, im Komödienstadl und der Polizeiinspektion 1 und Ende der Siebziger neben Walter Sedlmayr in Der Millionenbauer. Aber nach der charakteristischen Rolle der Hausmeisterin blieben größere Rollenangebote aus. "Das war die Rolle meines Lebens, obwohl sie mir nur bedingt Ruhm eingebracht hat", zitiert der BR die Schauspielerin. Zuletzt stand Fitz 2010 im TV-Drama "In aller Stille" vor der Kamera, für das ihre einzige Tochter Ariela Bogenberger das Drehbuch geschrieben hatte.

Fitz, die fast ihr gesamtes Leben in Krailling bei München lebte, verbrachte die letzten Jahre in der Nähe ihrer Tochter in Prien am Chiemsee. Dort ist sie nun im Alter von 83 Jahren gestorben. In der Serie sagt Martha Haslbeck einmal, und ein bisschen hört man Fitz da über sich selbst sprechen: "Die Martha ist ja so tüchtig und stark. Die geht schon ned unter. An der kann man sich festhalten, jeder."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4745317
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.