Preis:Ein junger Blick auf Bayern

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Für ihre Seminararbeiten sind sieben Abiturienten ausgezeichnet worden

Von Alena Specht, München

Manchmal sehen sie aus wie Nüsse, sind behaart oder erinnern an Beeren, andere sind fast nicht zu erkennen. Kleine Auswüchse an Blättern, Ästen oder Stämmen sind in unseren Wäldern nichts Seltenes. Was den meisten auf den ersten Blick gar nicht auffällt und beim genaueren Hinsehen an eine Krankheit erinnert, sind die sogenannten Pflanzengallen. Insekten machen sich Pflanzen zunutze, in dem sie beispielsweise durch einen Einstich in Blätter Galläpfel erzeugen, in denen die Insektenlarven heranwachsen. Richard Schmittner vom Röntgen-Gymnasium Würzburg hat sich in seiner Seminararbeit "Die Formenvielfalt der Pflanzengallen am Eichelberg (Opferbaum) und ihre Erzeuger aus dem Reich der Insekten" mit diesen Wucherungen beschäftigt. Dafür wurde der 18-Jährige vom Bayerischen Club als Landessieger für herausragende Seminararbeiten, die sich mit Themen zu Bayern als Kultur- und Naturraum in Geschichte und Gegenwart beschäftigen, ausgezeichnet. Der Abiturient sammelte die Galläpfel, untersuchte schlüpfende Larven und erarbeitete einen Katalog mit Kriterien zur Bestimmung der Insekten und Gallen. Mit der Auszeichnung "hätte ich nicht gerechnet", sagte Schmittner.

Zum 20. Mal verlieh der Bayerische Club den Preis für Seminararbeiten zur Förderung der bayerischen Kultur an sieben Abiturienten aus verschiedenen Regierungsbezirken. Unter Gemälden von Napoleon I. Bonaparte, Karl dem Großen, Arthur Wellington und weiteren klugen Köpfen im Lesesaal des Bayerischen Landtags überreichte Albert Scharf, Präsident des Bayerischen Clubs, den Siegern eine Urkunde und das Preisgeld.

Jeder Abiturient in Bayern entscheidet sich in der Oberstufe für ein wissenschaftspropädeutische Seminar (W-Seminar) in einem bestimmten Leitfach. Unter Betreuung einer Lehrkraft arbeiten die Schüler selbständig an einem spezifischen Thema, setzen sich wissenschaftlich mit diesem auseinander und verfassen am Ende eine Seminararbeit.

Ob Geschichte, Kunst, Biologie oder katholische Religion: Die Themen der ausgezeichneten Seminararbeiten sind vielfältig. Heimat und regionaler Bezug spielen aber immer eine Rolle. In ihrer Rede betonte Landtagspräsidentin Ilse Aigner: "Wer sich so intensiv mit der Heimat beschäftigt hat und so stark verwurzelt ist, hat die besten Voraussetzungen, um auch in der globalisierten Welt über sich hinauswachsen zu können."

Mit seinem Zuhause, dem Brombachtal, hat sich Paul Osiander vom Simon-Marius-Gymnasium in Gunzenhausen in seiner Arbeit "Sport- und Erholungszentrum in Zitation von Herzog und de Meuron", auseinandergesetzt und moderne Architektur mit regionalen Gegebenheiten verbunden. Anna Dresen vom Eichendorff-Gymnasium Bamberg hat sich mit ihrer Arbeit ""Thea Saalheimer - Eine Biografie" auf die Spuren einer jüdischen Schülerin ihrer Schule in der NS-Zeit begeben und durchforstete das Stadtarchiv Bamberg und mehrere Archive in Israel.

"Regionales kommt im Geschichtsunterricht häufig zu kurz", findet Julian Todt, vom Donau-Gymnasium Kelheim. Er beschäftigte sich in seiner Seminararbeit "Dichtung oder Wahrheit? Die Darstellung des Kriegsendes im Altmühl-Boten im November 1918" mit dem Thema Fake News in der regionalen Berichterstattung nach dem Ersten Weltkrieg.

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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