Wirtschaft:Porzellan für zu Hause ist gefragt

Wirtschaft: Zum Brennen von Porzellan ist Erdgas, das immer teurer wird, nötig. Der Verband der Keramischen Industrie im oberfränkischen Selb erwartet mehr Unterstützung durch die Politik.

Zum Brennen von Porzellan ist Erdgas, das immer teurer wird, nötig. Der Verband der Keramischen Industrie im oberfränkischen Selb erwartet mehr Unterstützung durch die Politik.

(Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa)

Die Branche profitiert in der Corona-Krise von privaten Kunden. Sorgen bereiten dagegen Gastronomie und Hotellerie sowie die hohen Energiekosten.

Trotz der Unsicherheiten wegen der Corona-Pandemie blickt die Porzellanbranche zuversichtlich ins neue Jahr. Für 2022 gehe man von guten Absatzchancen aus, die Auftragseingänge wiesen in eine positive Richtung, sagte Christoph René Holler, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Keramischen Industrie, im oberfränkischen Selb. Die Unternehmen hätten im vergangenen Jahr einen Aufholprozess gestartet und Umsatzzuwächse erreicht: "Der private Konsum ist deutlich angezogen, dies ist ein positiver Trend." Von Januar bis September 2021 kamen die Geschirrhersteller des Verbandes auf rund 209,5 Millionen Euro Umsatz, im Jahr zuvor waren es in diesem Zeitraum knapp 190,7 Millionen Euro gewesen.

Unsicherheiten gebe es im Hinblick auf die Lage der Hotels und Gaststätten, denn gerade für die Hersteller von Qualitätsporzellan sei die Gastronomie wichtig. Und: "Wie in vielen Branchen ist der Anstieg von Rohstoffkosten ein großes Problem." Die Preise für Erdgas, das zum Brennen von Keramik benötigt wird, stiegen weiter, sagte Holler. Man habe es längst nicht mehr mit normalen Preisschwankungen auf dem Energiemarkt zu tun. Die Bundesregierung lasse es "leider" derzeit offen, wie sie mittelständische Betriebe kurzfristig entlasten wolle. Dem Verband gehören 20 Geschirrhersteller an mit etwa 4000 Beschäftigten. Dazu kommen knapp 30 Hersteller technischer Keramik.

Ein Schwerpunkt der Branche liegt im Nordosten Bayerns. Einer der traditionsreichsten Porzellanhersteller Deutschlands, Rosenthal, profitiert vom anhaltenden Trend zum Online-Handel. "E-Commerce performt stark", aber der stationäre Einzelhandel und der Hotel-und Restaurant-Sektor seien von den Einschränkungen durch die Pandemie betroffen, bilanzierte Mads Ryder, der im vergangenen Jahr die Geschäftsführung bei Rosenthal übernommen hatte.

Die Branche ist im Wandel, wie Ryder betonte: Man müsse Ideen liefern, "wie die gekauften Produkte auf vielfältige Weise eingesetzt werden können. Es geht nicht länger darum, nur Produkte zu verkaufen. Wir verkaufen Inspiration, Ideen und Lifestyle. Die Menschen wollen Produkte mit Geschichte, Tradition, Qualität und Langlebigkeit. Das ist unser Trend". Porzellan sei sehr nachhaltig - "es hält lange und besteht im Grunde aus Wasser und Mineralien", sagte der Däne, der zuvor für die Marken Royal Copenhagen und Lenox gearbeitet hatte. Dem Online-Handel räumt das Unternehmen aus Selb eine große Bedeutung ein - doch beim Porzellan ist das Thema durchaus komplex. "Wir haben schon seit Jahren darüber gesprochen. Aber die Pandemie wird diesen Trend beschleunigen - kein Zweifel. Rosenthal hat einerseits Produkte zum Anfassen, das haptische Erlebnis ist beim Kauf von Porzellan sehr wichtig", sagte Ryder. "Doch aufgrund des Gewichtes sind unsere Produkte unpraktisch zum Mitnehmen und Herumtragen an einem Shoppingtag und man würde sich die Ware lieber bequem nach Hause liefern lassen." Der Einzelhandel sei nach wie vor sehr wichtig für das Unternehmen, "aber er muss sich in Bezug auf das, was er tut und wie er es tut, verändern".

Die Branche müsse noch besser das Verhalten der Konsumentinnen und Konsumenten analysieren, die Erkenntnisse müssten dann in die Produktentwicklung und Kommunikation einfließen. "Hier war Rosenthal, wie ein Großteil unserer Branche, im Vergleich zu anderen Branchen zu langsam." Rosenthal gehört seit 2009 zur italienischen Arcturus-Group.

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