Flüchtlinge:Whatsapp-Aufruf an Schüler kritisiert Merkel

  • Unter bayerischen Schülern kursiert eine Whatsapp-Nachricht, die zur Solidarität mit den Opfern der Anschläge in Paris aufruft, gleichzeitig aber die Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin kritisiert.
  • Die Schüler werden darin aufgefordert, am Dienstag ganz in Schwarz gekleidet zum Unterricht zu erscheinen.
  • Das Kultusministerium und der Landesschülersprecher stellen sich gegen die populistische Botschaft.

Viele bayerische Schulleiter werden an diesem Dienstagmorgen ein besonderes Auge auf die Kleidung der eintreffenden Schüler haben. Denn über den populären Handy-Dienst Whatsapp kursiert unter Bayerns Schülern seit Sonntag die Aufforderung, als Zeichen gegen den Terror von Paris ganz in Schwarz zum Unterricht zu erscheinen.

Die unbekannten Urheber der vielfach weitergeleiteten Nachricht verbinden den Aufruf mit Kritik an der Flüchtlingspolitik der Bundeskanzlerin. "Wenn alle mitmachen merkt vielleicht auch mal Angela Merkel das es so nicht weiter gehen kann", heißt es in der fehlerhaft formulierten Nachricht. Das Kultusministerium hat am Montag als Reaktion an die Schulleiter inoffiziell die Parole "Bunt statt braun" ausgegeben. Schule dürfe "kein Ort sein, wo man politische Meinungen einseitig in die Welt setzt", sagt Ministeriumssprecher Ludwig Unger. Landesschülersprecher Benjamin Brown stellt sich ebenfalls gegen die populistische Botschaft.

Solidarität: Ja. Populismus: Nein

Brown hat sich am Montag in Siegsdorf mit anderen Schülersprechern aus oberbayerischen Gymnasien getroffen. Thema sei auch die Whatsapp-Nachricht gewesen, die viele der versammelten Schülersprecher selbst erhalten hätten. Ein Zeichen der Solidarität mit Frankreich sei absolut richtig, sagt Brown. Gleichwohl lehnten die Schülersprecher diesen konkreten Aufruf ab, weil man sich nicht für populistische Botschaften instrumentalisieren lassen und danach Kommentare auf Facebook lesen wolle, dass sich die Jugend mit Pegida oder ähnlichen Organisationen solidarisiert habe. Eine offizielle Reaktion des Landesschülerrats habe sich am Montag aber nicht mehr organisieren lassen.

Das Kultusministerium hält das Thema ebenfalls auf einer inoffiziellen Ebene. Was in den sozialen Netzwerken geschehe, sei Privatsache der Nutzer, auch wenn zu diesen viele Schüler zählen, sagt Sprecher Ludwig Unger. Dennoch habe man den Schulleitern klar signalisiert, dass es an diesem Dienstag Unterricht wie üblich geben solle - und zwar besser bunt als schwarz gekleidet, sagt Unger in Anspielung auf die Slogans vieler Kundgebungen gegen Rechts. Bis zum Montagnachmittag habe nur der Leiter des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums in München offiziell auf die Nachricht reagiert und die Schüler gebeten, am Dienstag bunt gekleidet zur Schule zu kommen.

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