Nürnberg:Polizist wegen fünffacher Vergewaltigung angeklagt

Nürnberg: Am Landgericht Nürnberg-Fürth muss sich ein Polizist wegen des Vorwurfs der fünffachen Vergewaltigung und weiterer Delikte verantworten. Er sitzt seit fast einem Jahr in Haft.

Am Landgericht Nürnberg-Fürth muss sich ein Polizist wegen des Vorwurfs der fünffachen Vergewaltigung und weiterer Delikte verantworten. Er sitzt seit fast einem Jahr in Haft.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Der 33-Jährige soll vier Frauen gegen ihren Willen zum Sex gezwungen und im Dienst Geld aus der Wohnung Toter gestohlen haben. Eine Tat räumte er zum Prozessauftakt ein.

Von Max Weinhold, Nürnberg

Vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth hat am Mittwoch der Prozess gegen einen Polizisten wegen des Vorwurfs der fünffachen Vergewaltigung begonnen. Die Staatsanwaltschaft beschuldigt den Mann, zwischen Januar 2017 und November 2021 vier Frauen gegen ihren Willen zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben. Außerdem soll der 33-Jährige im Polizeidienst aus Wohnungen, deren Bewohner verstorben waren, Bargeld in Höhe von mindestens 5600 Euro entwendet haben.

Zu Prozessbeginn im Nürnberger Strafjustizzentrum beantragte eine der vier Vertreterinnen der Nebenklage den Ausschluss der Öffentlichkeit zumindest für jenen Teil des ersten Verhandlungstages, an dem die ersten Opfer der Vergewaltigungen aussagen sollten. Das Gericht gab dem Antrag statt. Die Ausführungen tangierten "intimste Lebensbereiche", sagte der Vorsitzende Richter zur Begründung. Das öffentliche Interesse überwiege nicht.

Zuvor hatte der Beschuldigte fast die gesamte neunminütige Anklageverlesung ohne jede Regung und mit Blick zur Staatsanwältin verharrt. Nur bei der Beschreibung einer der fünf ihm vorgeworfenen Vergewaltigungen senkte er seinen Kopf, um einige Sekunden später wieder mit demselben versteinerten Gesicht dreinzublicken. Der vierfache Vater sitzt bereits seit elf Monaten in Untersuchungshaft.

Laut der Staatsanwaltschaft soll er in einem Fall die posttraumatische Belastungsstörung eines Opfers ausgenutzt haben, das sich in einem sogenannten dissoziativen Zustand befunden habe, seine Umgebung also "nur getrübt wahrnahm und nicht ansprechbar war". In einem anderen Fall soll der Angeklagte sein Opfer mit Handschellen gefesselt und anschließend vergewaltigt haben.

Der Mann ergriff zum Prozessauftakt das Wort, äußerte sich allerdings noch nicht zu allen Vorwürfen. Das Gericht bat darum, die Einlassungen angesichts der Komplexität der Vorwürfe auf mehrere Verhandlungstage aufzuteilen.

Seine Partnerin soll ihn zum Stehlen aufgefordert haben

Zunächst erneuerte der Angeklagte sein Geständnis in einem der beiden Diebstähle bei den Verstorbenen. "Ich bereue das unheimlich, einen toten Menschen beklaut zu haben. Aus menschlicher Sicht ist das das Allerletzte", sagte er, wies die Verantwortung aber in Teilen von sich: Eine der Frauen, mit der er zu diesem Zeitpunkt in einer Beziehung lebte und die er vergewaltigt haben soll, habe ihn angesichts der finanziellen Probleme des Paares zu dem Diebstahl aufgefordert: "Vielleicht findest du ja was", soll sie laut des Angeklagten gesagt haben, als er ihr von dem Einsatz in der Wohnung eines Toten erzählt habe. Den zweiten angeklagten Diebstahl bestritt er.

Den zu Beginn am Mittwoch verhandelten Fall der ersten Vergewaltigung stellte er ebenfalls gänzlich anders dar als die Staatsanwaltschaft. Er habe keinen Geschlechtsverkehr mit dem mutmaßlichen Opfer gehabt, als sich dieses in dem dissoziativen Zustand befunden habe. Stattdessen sei die Frau erst in diesen Zustand verfallen, als er nach einem einvernehmlichen Kuss in ihre Hose gefasst habe. Er habe dann den Notruf gewählt, allerdings sei das mutmaßliche Opfer bereits nach einigen Minuten wieder zu sich gekommen. Die Aussage der Frau folgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Für den Prozess sind insgesamt zehn Verhandlungstage angesetzt. Er wird am Donnerstag fortgesetzt.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusNetflix-Doku
:Das filmreife Leben von "Big Mäck"

Sein Ohr bringt Donald Stellwag mehrere Jahre ins Gefängnis, zu Unrecht. Nach seiner Freilassung wird ein Goldtransporter überfallen - und wieder fällt der Verdacht auf ihn. Über ein Justizopfer, das nicht immer nur unschuldig war.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: