Politische Akademie in Tutzing:Goppel wird nicht Oberreuter-Nachfolger

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Das Kuratorium der Akademie für Politische Bildung in Tutzing lehnt den früheren Wissenschaftsminister Thomas Goppel aus fachlichen Gründen ab. Der CSU-Politiker ist enttäuscht. Der scheidende Direktor Heinrich Oberreuter begrüßt dagegen die Vorauswahl: "Jetzt haben wir fünf ernsthafte Kandidaten".

Simon Pfanzelt

Der CSU-Landtagsabgeordnete Thomas Goppel wird nicht neuer Direktor der Akademie für Politische Bildung in Tutzing. Das Kuratorium, das für die Auswahl des Direktors zuständig ist, entschied sich in einer Sitzung am Mittwoch dafür, fünf der insgesamt 31 Bewerber zum Gespräch einzuladen. "Thomas Goppel ist aus fachlichen Gründen ausgeschieden, er ist in Forschung und Lehre nicht ausgewiesen", bestätigte der Kuratoriumsvorsitzende und langjährige Kultusminister Hans Maier der Süddeutschen Zeitung.

Goppel selbst zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung. "Ich halte mich für fachlich geeignet. Ich wollte etwas verändern, was nach 50 Jahren in die Jahre gekommen ist", sagte er der SZ. Der ehemalige Wissenschaftsminister hatte geplant, die Akademie stärker auf aktuelle Streitfragen der Gesellschaft auszurichten. Diese Veränderung werde nun "verneint".

Im Rennen um die Nachfolge des scheidenden Akademiedirektors Heinrich Oberreuter sind noch der Historiker Thomas Brechenmacher sowie die Politikwissenschaftler Ellen Bos, Frank Decker, Ursula Münch und Roland Sturm. Damit folgte das Kuratorium den Vorschlägen der Findungskommission. Die verbleibenden Kandidaten sollen Anfang Mai angehört werden, am 20. Mai soll der neue Direktor feststehen. Aus Kuratoriumskreisen heißt es, dass das Rennen nun "völlig offen" sei. Die 15 Mitglieder des Kuratoriums wählen den Direktor der Akademie, der dann von der Staatsregierung auf sechs Jahre ernannt wird. Die Stelle war öffentlich ausgeschrieben.

"Das hätte ihm nur selbst geschadet"

Goppels Kandidatur war von Anfang an auf enorme Kritik gestoßen, weil viele die politische Unabhängigkeit der Akademie in Gefahr sahen. Die SPD bezeichnete Goppel als "CSU-Dinosaurier", der sich nur ein "Austragsstüberl" suche. Die Bewerbung Goppels war aber auch in den eigenen Reihen umstritten. Kuratoriumschef Maier hatte versucht, Goppel von seiner Bewerbung abzubringen.

In der Sitzung am Mittwoch gab es eine längere Diskussion über die Personalie Goppel. "Er war als Sonderfall eingestuft, wir mussten uns mit ihm beschäftigen", sagte Maier. Wie Teilnehmer bestätigten, sprach sich vor allem der CSU-Abgeordnete Karl Freller dafür aus, Goppel wenigstens in die Liste der Anzuhörenden aufzunehmen. Die Mehrheit des Kuratoriums lehnte diesen Vorschlag jedoch ab. "Das hätte ihm nur selbst geschadet", sagte Maier nach der Sitzung. Der bisherige Direktor Oberreuter begrüßte die Entscheidung des Kuratoriums. "Es wurde deutlich, dass Forschung und Lehre für das Amt des Direktors wichtig sind, jetzt haben wir fünf ernsthafte Kandidaten", sagte er.

Die Akademie wurde 1957 vom Landtag als unabhängige Anstalt des öffentlichen Rechts gegründet. Ihre Gründung wurde vom "roten Baron" Waldemar von Knoeringen vorangetrieben, dem legendären SPD-Politiker. Die CSU stand der Akademie lange skeptisch gegenüber, weil sie in ihr eine sozialdemokratische Kaderschmiede vermutete. Mittlerweile veranstaltet die Akademie mehr als 100 Bildungsseminare im Jahr. Seit 1993 wird sie von Oberreuter geleitet, der als CSU-nah gilt.

© SZ vom 07.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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