Politikum:Die Handschrift des Trainers

Horst Seehofer macht es wie Pep Guardiola: Er stellt sich ein Team nach Wunsch zusammen. Doch das wird wohl das Feld räumen müssen, wenn auch der Trainer geht

Von Wolfgang Wittl

Der FC Bayern München liefert gerade wieder einmal Stoff für eine beispielgebende Diskussion. Die Mannschaft bricht in der Bundesliga einen Rekord nach dem anderen, doch in den Schlagzeilen geht es nur um eines: Bleibt Trainer Pep Guardiola über das Saisonende hinaus? Verlässt er den Verein, obwohl die Mannschaft ihn so gerne weiter an ihrer Seite(nlinie) wüsste? Hat er in München denn nicht die weltallerbesten Voraussetzungen, die sich ein Fußballtrainer wünschen kann? Egal, wie Guardiola sich entscheidet: Sein Nachfolger wird eines Tages eine Mannschaft vorfinden, die zunächst ganz und gar Peps Handschrift trägt.

Etwas ähnliches geschieht derzeit bei einer Partei, bei der das "Mia san mia" nicht nur wie beim FC Bayern in den Hemdkragen gestickt ist, sondern die den bayerischen Leitspruch in ihrer DNA zu tragen glaubt. Die CSU fühlt sich seit jeher als weltallerbester Parteienverein, Horst Seehofer ist Trainer, Spielmacher und Präsident in einer Person - und die Mannschaft, die er jetzt um sich schart, hat er völlig auf sich zugeschnitten.

Ein Strategieteam also soll den CSU-Fahrplan für die Wahlen 2017 im Bund und 2018 im Land aufstellen, mit allem, was dazugehört: Wahlkampftaktik, Spitzenkandidaten, Listenpersonal. Aus Seehofers Sicht ergibt das Sinn. Der Riege gehören Parteifreunde an, die loyal an seiner Seite stehen. Oder solche, die ihm zumindest näher sind als dem größten Favoriten für seine Nachfolge, dem ehrgeizigen Finanzminister Markus Söder. Das Korsett, das Seehofer geschnürt hat, soll außerdem helfen, seine Macht bis zum Ende seiner Amtszeit 2018 zu festigen. Seehofer wäre gerne der erste bayerische Ministerpräsident seit Jahrzehnten, der einen von ihm selbst festgelegten Übergang hinbekommt.

So weit die Theorie. In der Praxis werden spätestens in einem Jahr die ersten Personaldebatten beginnen, die in der Frage münden: Wer wird als neue Nummer eins in die Landtagswahl ziehen? Dann wird sich herausstellen, dass sich Politik und Fußball doch unterscheiden. Im Fußball wird nicht die Mannschaft ausgetauscht, sondern der Trainer. In der CSU wird der designierte Nachfolger Seehofers Strategieteam einfach wieder vom Feld nehmen, wenn ihm danach ist.

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