Politikum:Die Feigheit vor dem Adelsmann

Was für jeden kleinen Denkmalsanierer Selbstverständlichkeiten sind, scheint nicht für Albrecht Graf von und zu Egloffstein zu gelten. Bei ihm scheinen die Spielregeln des Denkmalschutzes außer Kraft gesetzt zu sein

Von Uwe Ritzer

Wer jemals mit staatlichen bayerischen Denkmalpflegern zu tun hatte, weiß um deren Hartnäckigkeit selbst in Details. Sie reden bei Renovierungen nicht nur mit, sondern dem Bauherrn gewaltig rein. Und wer für eine Denkmalsanierung Geld vom Staat bekommt, muss sich peniblen Kontrollen unterziehen. All das ist gut so.

Nun gibt es in Bayern einen Präzedenzfall, bei dem all diese Spielregeln außer Kraft gesetzt zu sein scheinen. Albrecht Graf von und zu Egloffstein und seine Familie renovieren ihr Schloss in Pappenheim und halten sich nicht an den vereinbarten Sanierungsplan. Jeder kann das sehen, denn längst müsste die Schlossfassade zum Marktplatz hin hergerichtet sein. Obwohl die Egloffsteins weit mehr als eine Million Euro öffentliche Zuschüsse kassieren, bleiben sie Nachweise schuldig, wo sie das Geld verbaut haben, wenn nicht an der Fassade.

Seit Monaten fordert die Stadt Pappenheim vergebens Rechenschaft. Sie hat die Auszahlung weiterer Fördermittel gestoppt. Worauf Egloffstein die Kommune mit bockigen Retourkutschen gängelt, wo er nur kann. Man könnte den Kleinkrieg als eitle Spinnerei eines Landadeligen abtun, wäre Egloffstein nicht Vize-Chef des Landesdenkmalrats und einer der einflussreichsten Denkmalpfleger. Was womöglich erklärt, weshalb der Freistaat die Stadt derart hängen lässt.

Selbst ranghohe Beamte signalisieren dem Bürgermeister, er solle dem Grafen, des Friedens willen, den restlichen Zuschuss ausbezahlen. Wohlwissend, dass sich der Rathauschef damit der Untreue schuldig machen könnte. Öffentlich ducken sich der zuständige Wissenschaftsminister, die Spitze des Landesamtes für Denkmalpflege und auch der Landesdenkmalrat weg. Ihr Aufklärungswille geht gegen null. Keiner fordert von Egloffstein ein, was für jeden kleinen Denkmalsanierer sonst Selbstverständlichkeiten sind. Keiner sagt ihm, dass er sich als Mitglied im Landesdenkmalrat längst selbst disqualifiziert hat.

Nun mehren sich auch noch Hinweise, dass man es auch mit der Kontrolle womöglich nicht immer so genau nahm. All das fügt der Denkmalpflege im Freistaat einen gewaltigen Reputationsschaden zu. Und die Glaubwürdigkeit ihrer staatlichen Protagonisten ist dahin.

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