Politiker-Reise:Käse für Indien

Agrarminister Brunner will das Land für bayerische Lebensmittelprodukte begeistern - noch sind die Exportquoten gering

Von Christian Sebald

Natürlich schätzen sie auch in Indien alles, was bayerisch ist. In der Millionenstadt Bangalore feiern sie sogar jedes Jahr ein Oktoberfest nach Münchner Vorbild. An den Tischen fließt dann das Bier in Strömen. Die Gäste vertilgen Unmengen "Pork Weisswurst", "Pork Meat Loaf (Fleischkaese)" und "German Potatoe Salad", zum Nachtisch werden "Black Forest Mousse" und "Applestrudel" gereicht. Oben auf dem Podium spielt eine Kapelle in Lederhosen zünftige Blasmusik, dazu darf auf den Tischen getanzt werden.

An diesem Freitag reist nun Agrarminister Brunner mit einer 15-köpfigen Delegation nach Indien, genauer gesagt in die indische Hauptstadt Neu-Delhi und nach Bangalore. Sein Ziel: Er will den Export bayerischer Spezialitäten auf den indischen Subkontinent ankurbeln. Mit 1,2 Milliarden Einwohnern, so Brunners Credo, "ist Indien für die bayerische Ernährungsbranche ein äußerst interessanter Zukunftsmarkt". Gerade in den Ballungszentren steige der Lebensstandard rasant an, in der jungen Mittelschicht wachse die Nachfrage nach westlichen Produkten und hochwertigen Lebensmitteln permanent an. Die reichen Ballungsräume und die junge Mittelschicht sind Brunners Zielgruppe. Sie will er mit bayerischem Bier, Weißwürsten und den Nürnberger Bratwürsten samt dem jeweils passenden Senf, dem Käse und all den anderen Spezialitäten für bayerische Lebensmittel begeistern. In Neu Delhi will der Minister damit auf einem Testmarkt indische Handelsvertreter auf den Geschmack bringen und in Bangalore in einer Supermarktkette "Bayerische Wochen" bestücken. Auf dass immer mehr Inder zu bayerischen Spezialitäten greifen, zumindest die, die es sich leisten können.

Die Zahlen sprechen freilich eine andere Sprache, zumindest bisher: Auf gerade mal zehn Millionen Euro summieren sich die Exporte bayerischer Lebensmittel und Agrarprodukte nach Indien im Jahr. Das ist praktisch nichts. Selbst Fernost-Winzlinge wie Vietnam oder Südkorea importieren längst ein Vielfaches davon. Ebenso China. 2014 belief sich die Einfuhr bayerischer Lebensmittel in die Volksrepublik auf 153 Millionen Euro. Besonders gefragt sind bei den Chinesen - wie sollte es anders sein - bayerisches Bier, Käse und andere Milchprodukte. Nimmt man nun die bayerischen Lebensmittel-Ausfuhren nach Italien oder Österreich als Maßstab, dann wird die Diskrepanz gigantisch. Die Italiener konsumierten 2015 bayerische Lebensmittel für satte 1,9 Milliarden Euro, die Österreicher für 1,1 Milliarden Euro.

Minister Brunner und seine Delegation machen all diese Diskrepanzen bei ihrer Indienreise nichts aus. Sie halten sich lieber daran, dass sich die Exporte nach China binnen vier Jahren vervierfacht haben. Ähnliche Steigerungsraten seien auch in Indien durchaus drin, sagen die Experten des Ministers. Die einwöchige Reise der bayerischen Delegation solle den Bauern im Freistaat und den vielen zumeist mittelständischen Lebensmittelbetrieben dafür die Türen öffnen. Außerdem will Brunner die Kontakte in der agrarischen Ausbildung und Forschung intensivieren. Dazu sind eine Reihe von Treffen mit Politikern anberaumt. Auch mit Krishna Byre Gowda, dem Agrarminister der bayerischen Partnerprovinz Karnataka, wird Brunner sprechen, um die Chancen der bayerischen Ernährungswirtschaft auf dem indischen Markt zu stärken.

Wie auch immer, auch dieses Jahr wird in Bangalore wohl wieder ein Oktoberfest mit viel Bier, "Pork Weisswuersten", "Pork Meat Loaf" und anderen Spezialitäten aus Bayern stattfinden. Das indische Oktoberfest gibt es seit gut zehn Jahren, die Resonanz wird angeblich immer größer. Bislang, so kann man es im Internet besichtigen, ist es freilich hauptsächlich die europäische Community der Stadt, die da ausgelassen feiert.

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