Politik in Bayern:Alte Männer wissen alles besser

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Horst Seehofer ist davon überzeugt, dass das Wohl und Wehe Bayerns sowie das seiner Partei von seinem Verharren im Amt des Ministerpräsidenten abhängt. (Foto: dpa)

Zumindest glauben sie das. Und wundern sich dann, wenn niemand auf ihre Ratschläge hören möchte.

Kolumne von Franz Kotteder

Wenn Männer älter werden, ist das für ihre Umgebung selten angenehm. Ältere Männer neigen nämlich gerne zu der Ansicht, mit der Zahl ihrer Lebensjahre habe nicht nur ihr Körpergewicht, sondern auch ihre Klugheit zugenommen. Und deshalb sehen sie sich auch dazu berufen, allseits Ratschläge zu erteilen, und sind bisweilen völlig überrascht, dass niemand sie annehmen will.

Jüngstes Beispiel ist der ehemalige Münchner Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der dem Irrtum erlag, der oberbayerische Parteitag der SPD müsse von ihm via Grußwort erfahren, wen er zum Vorsitzenden wählen solle. Die Sache ging daneben, die Genossen wählten statt des empfohlenen Ewald Schurer, den sie vielleicht für zu alt hielten, lieber Florian Ritter.

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So etwas kommt vor, hält ältere Männer aber nicht davon ab, an ihre Mission zur Rettung des Abendlandes zu glauben. Horst Seehofer (CSU) ist zum Beispiel davon überzeugt, dass das Wohl und Wehe Bayerns sowie das seiner Partei abhängt von seinem Verharren im Amt des Ministerpräsidenten. Nun ist das mit den Alternativen zugegebenermaßen so eine Sache. Aber nüchtern betrachtet muss man auch sagen, egal welcher politischen Richtung man nähersteht: So revolutionär anders als Seehofer ist der Markus Söder auch wieder nicht.

Als jüngerer Finanzminister hat er übrigens ein völlig normales Problem mit älteren Herren. Vielen seiner Kollegen in Europa geht es mit dem älteren Herrn Wolfgang Schäuble ja genauso. Der erklärt ihnen ja auch unentwegt, wie Haushalt richtig geht und dass sie eigentlich alles falsch machen.

Man könnte nun, was alte Männer angeht, mit Donald Trump weitermachen, aber das wäre vielleicht ein bisschen billig. Auch wenn wiederum Horst Seehofer gleich zu Trumps Amtsantritt eine gewisse Sympathie für dessen Tatkraft an den Tag legte: Ganz so bizarr wie der amerikanische Präsident sind unsere bayerischen Senioren dann doch nicht.

Ja, alte Männer sind - und das macht sie eigentlich fast schon wieder sympathisch - gewiss alles andere als Selbstoptimierer. Das dann allerdings nicht aus Prinzip, sondern einzig und allein aus dem Grund heraus, weil sie ja schon perfekt sind. Bloß gut jedenfalls, dass man als Kolumnist nicht älter wird.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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