Politik:CSU verschiebt ihren Parteitag

Lesezeit: 2 min

Umfragetief für Horst Seehofer, absolute Mehrheit klar in Gefahr

Von Wolfgang Wittl, München

Der für Mitte November geplante CSU-Parteitag soll um einen Monat verschoben werden. Der Grund: Neben den Vorstandswahlen soll die Basis dann auch über einen Koalitionsvertrag in Berlin abstimmen. Stand jetzt fiele der Parteitag mitten in die Sondierungsgespräche. CSU-Chef Horst Seehofer hatte bereits erklärt, es ergebe auch aus Kostengründen keinen Sinn, kurz hintereinander zwei Parteitage stattfinden zu lassen. Offen ist allerdings, ob die Gespräche über ein Jamaika-Bündnis bis dahin abgeschlossen sind. Der Wahlparteitag muss laut CSU-Statuten definitiv noch dieses Jahr über die Bühne gehen. Als Termin ist nun der 15./16. Dezember geplant. Weil zu dieser Zeit wegen des Christkindlesmarkts in Nürnberg viele Hotels ausgebucht sind, könnte das Treffen trotz des dichten Programms auch auf einen Tag verkürzt werden. Man werde "versuchen, den besonderen Umständen der Weihnachtszeit gerecht zu werden", heißt es in einem Schreiben an die Mitglieder. Entscheiden müssten aber die Gremien.

Der Parteitag wird mit besonderer Spannung erwartet, weil die CSU dort ihre Personalfragen klären will. Seehofer hatte nach dem historisch schlechten Abschneiden bei der Bundestagswahl alle Debatten vertagt und um Ruhe für die Verhandlungen in Berlin gebeten. Nach einer Umfrage von GMS im Auftrag von "17:30 Sat.1 Bayern" ist die Partei im Moment tief gespalten. 77 Prozent der Befragten und 67 Prozent der eigenen Wähler halten die CSU für "zerstritten". Auch Seehofers Werte sind zwiespältig. 27 Prozent fordern, er müsse beide Ämter abgeben. 31 Prozent wünschen sich, er solle beide Ämter behalten. 33 Prozent plädieren dafür, er müsse ein Amt abtreten - 52 Prozent der CSU-Wähler sind dann dafür, er solle als Ministerpräsident weitermachen; 37 Prozent als Parteichef.

Auf die Frage, welcher CSU-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2018 die besseren Chancen habe, votieren 42 Prozent der Befragten für Seehofer, 35 Prozent für Finanzminister Markus Söder. Unter CSU-Wählern herrscht nahezu Gleichstand (40 zu 41). Uneins sind sie sich auch darin, wann die Führungs- und Nachfolgefrage geklärt werden solle: 44 Prozent fordern "rasch", 37 Prozent erst nach den Verhandlungen. Eine Jamaika-Koalition in Berlin wird von CSU-Anhängern kritischer gesehen als in anderen Parteien. 53 Prozent der Christsozialen sind dafür, in der FDP sind es 73 Prozent, bei den Grünen 65 Prozent.

Wäre am nächsten Sonntag in Bayern Landtagswahl, käme die CSU auf 41 Prozent - 6,7 Punkte weniger als vor vier Jahren. Die SPD liegt bei 15 Prozent (minus 5,6), gefolgt von AfD (13), Grünen (11), FDP (7), Freien Wählern (6) und der Linken (3). Nur ein Drittel der Bayern sind der Ansicht, dass die CSU ihre absolute Mehrheit verteidigen kann, 60 Prozent bezweifeln das. Immerhin 54 Prozent der CSU-Wähler glauben noch an eine Alleinregierung. "Die Zahlen kommen nicht von ungefähr", sagt CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer über das Stimmungsbild. Die Ursache dafür sieht er auch in den internen Debatten: "Die CSU hat durch viele Diskussionen in den vergangenen Wochen nicht das allerglücklichste Bild abgegeben." Das müsse wieder besser werden, um in Berlin das Beste zu erreichen.

© SZ vom 20.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: